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rik März / April 2025

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BUCHINTERVIEWWARUM GIBT

BUCHINTERVIEWWARUM GIBT ES RECHTEHOMOSEXUELLE?Die Ergebnisse der Wahlumfrage von ROMEO haben auch zur Bundestagswahl wieder für Aufruhr in den Netzwerken gesorgt.Bereits das zweite Mal nach der Europawahl konnte sich die AfD dort als Gewinnerin fühlen. Aufsehen im wissenschaftlichenBetrieb erregte 2024 diesbezügliche Dr. Patrick Wielowiejski. Seine Dissertationsschrift „Rechtspopulismus und Homosexualität:Eine Ethnografie der Feindschaft“ wurde mit dem Humboldt-Preis 2024 ausgezeichnet.Was hast Du an Erkenntnissen gewinnenkönnen?Zunächst einmal ist die Gruppe, die ichbegleitet habe, recht heterogen: Manchesind gut situiert, finanziell abgesichert undakademisch gebildet. Andere eher ausder „unteren Mittelschicht” wenn man esso sagen will, mit entsprechend anderenLebenserfahrungen.Was aber viele vereint, ist eine gewisseGrundausrichtung: Eine nationalkonservativeoder rechtsnationalistischeHaltung, die oft schon vor dem eigenenComing-out geprägt wurde – zumBeispiel durch das Elternhaus oder dassoziale Umfeld. Das „Schwulsein“ kamquasi als zweite Identität obendrauf und musstedann irgendwiemit diesenkonservativen,teilweise reaktionärenWerten inEinklang gebrachtwerden.Für anderewiederum war dasThema antimuslimischerRassismusausschlaggebend. Siehaben das Gefühl, von(insbesondere männlichen) Muslimenbedroht oder angefeindet zu sein.Häufig beruht das nicht zwingend aufpersönlichen Erfahrungen, sondern aufmedialen Narrativen – Berichten überhomophobe Übergriffe, die verallgemeinertwerden: „Muslime sind gegenSchwule.“ Das verbindet sich dann miteiner kulturkämpferischen Haltung, in derman glaubt, die AfD sei die einzige Partei,die „uns Schwule“ vor einer angeblich„importierten Homophobie“ schützt. Dassgleichzeitig die eigene Partei homofeindlicheStrömungen hat, wird relativiertnach dem Motto: „Ich muss ja nichtmit allem einverstanden sein, aber dereigentliche Feind steht doch woanders.“Welche Rolle spielen Männlichkeitsbilder?Ja, das ist tatsächlich spannend: Esgibt das Narrativ, dass männlicheHomosexualität „männlich“ in Reinformsei, weil Frauen in diesem Denken garnicht erst vorkommen müssen. Das isteine Position, die bereits in der Geschichteder Homosexuellenbewegung in derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diskutiertwurde: Die eine Seite (z. B. MagnusHirschfeld) meinte, schwule Männer seieneher „weibliche Seelen im Körper vonMännern“. Andere behaupteten: „Wir sindbesonders männlich, gerade weil wir nurMänner begehren.“In rechten oder rechtsextremen Kreisentaucht dieses Motiv gelegentlich wiederauf, nämlich dass ein „echter Mann“ auchein Mann sein kann, der Männer begehrt.Die AfD „umarmt“ diesen Ansatz zwarnicht offiziell, aber einige ihrer schwulenMitglieder beziehen sich darauf. Sie fühlensich wohl in einem Männerbund, in demdas Ideal von Stärke, Patriarchat, teilweiseauch Militarismus eine Rolle spielt. Das istzwar nicht repräsentativ für alle in der AfD,aber ein Bündel von Motiven, das geradein Teilen des rechten Spektrums attraktiverscheint.Diskriminierungserfahrung solltesensibilisieren ...Grundsätzlich stimmt das: Viele hättendurch eigene Erfahrungen eine Empathiefür andere marginalisierte Gruppenentwickeln können. Doch das passiertnicht automatisch.Viele schwule Männer in gut situiertenPositionen machen heute (anders als inILLUSTRATION: RALF KÖNIGden 1970er- bis 1990er-Jahren) wenigeraktive oder offene Diskriminierungserfahrungen– oder sie bewerten sieanders. Sie fühlen sich nicht (mehr) starkangegriffen.Gleichzeitig finden sie manche Narrativeder AfD – zum Beispiel die „Islamkritik“oder die Betonung eines „traditionellenWertekanons“ – an sich überzeugend.Sie denken oft: „Für meine spezifischenRechte ist doch bereits gesorgt, und wenndie AfD gegen ‚Gender-Ideologie’ wettert,ist mir das relativ egal.“[..]Was können wir tun?Meiner Meinung nach ist ein erster undnicht zu unterschätzender Schritt deroffene Widerspruch. Im Alltag kann esbedeutsam sein, klar zu sagen: „Nein,ich akzeptiere nicht, dass du dieserechtsextremen Positionen vertrittst.“ Daswirkt nicht nur auf die Person selbst, diesolche Positionen vertritt, sondern vorallem auf das Umfeld. Zu häufig erlebenAfD-Anhänger (egal ob schwul odernicht) nur eine Schweigespirale oder siesind unter sich, wo sie keinen Widerstandhören. Allein die Erfahrung, dass Leutewidersprechen, kann ein Umdenkenanstoßen.Zweitens halte ich es für wichtig, sich alsCommunity (und als Gesellschaft) wiederstärker bewusst zu machen, warum eineliberale Demokratie und ein funktionierenderRechtsstaat gerade für Minderheitenessenziell sind. Viele nehmen die heutigenFreiheiten als selbstverständlich hin. Dochdie Entwicklungen zeigen, wie schnellsich Erreichtes wieder zurückdrehen lässt,wenn autoritäre oder radikale Strukturenstärker werden. Man darf sich nicht nurauf das Thema „Ehe für alle“ beschränken.Es geht um Grundrechte wie Meinungs-,Versammlungs- oder Pressefreiheit, dieuns allen – und gerade marginalisiertenGruppen – nutzen.*Interview: Christian KnuthDas vollständige Interview ist aufmänner.media zu finden!

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