GESUNDHEIT ganz wenige Menschen natürlicherweise produzieren. Die sogenannten „Elite Controller“. Von dieser Gruppe von HIV-Positiven kann ein ganz kleiner Prozentsatz HIV in Schach halten, weil sie spezielle Antikörper bilden. Der Trick mit den mRNA-Impfstoffen ist, praktisch nicht einen Impfstoff zu geben, sondern verschiedene Impfstoffe hintereinander. Die sollen das Immunsystem langsam in die Richtung dirigieren, bis es dann tatsächlich diese breiten, neutralisierenden Antikörper bilden kann. In einer Weise, wie es natürlicherweise nicht geschehen würde. Ob das möglich ist, ob das funktioniert ist, ist völlig offen. „Wir erleben momentan einen Paradigmenwechsel.“ Was gibt es neu in der HIV-Therapie? Was die HIV-Therapie anbelangt, erleben wir momentan einen Paradigmenwechsel. Das Wort ist viel strapaziert, aber wir haben seit Mai dieses Jahres die ersten wirklich langwirksamen Therapien mit der Depotspritze auf dem Markt, die alle zwei Monate gegeben wird. Und das ist nur der Anfang! Es laufen im Moment bereits Studien von oralen Therapien, also Tabletten, die nur einmal pro Woche gegeben werden müssen bzw. einmal pro Monat. Ob das ein tatsächlicher Fortschritt ist, bleibt abzuwarten. Es muss geklärt werden, ob nicht das dann tendenziell eher vergessen wird, als die Pille einmal täglich. Und wenn man die Pille dann vergessen hat, wie ist zu reagieren? Das sind teilweise ganz komplexe Regeln. Auch was die injizierbaren Therapien anbelangt, wäre es noch schöner, wenn sich das mit dem normalen Untersuchungsabstand, also alle drei Monate oder alle sechs Monate decken würde. Und? In den USA ist Lenacapavir, das unter die Haut gespritzt wird, bereits in der Zulassung für die Gabe alle sechs Monate. Implantate für die jährliche Gabe sind auch in Entwicklung und erst im Herbst wurde bekannt, dass eine Firma ein Patent angemeldet hat, wo die bisherigen Substanzen, die alle zwei Monate gespritzt werden, in einer neuen Formulierung gespritzt werden. Dadurch sind größere Mengen möglich, die dann zusammen mit der Körperflüssigkeit so eine Art Gel ergeben, was dann im Gewebe ein Depot bildet und nur alle paar Monate bis einmal im halben Jahr – möglicherweise sogar nur einmal im Jahr gespritzt werden muss. „Long acting“, wie es so schön heißt, also lange Wirkungszeit der Substanzen wird das neue Therapieschema werden. Bisher war der Standard „eine Pille einmal täglich mit allen Wirkstoffen“, dabei wird es nicht bleiben. Die Firmen suchen natürlich immer nach Möglichkeiten, um das weiterzuentwickeln. Ob das immer günstig ist für Patient*innen und für die Krankenkassen, das ist eine andere Frage. Aber das ist die Richtung, in die der Zug momentan fährt und es wird sehr spannend sein, das zu beobachten. Was bedeutet das ganz allgemein für die Gesundheitsversorgung? Die HIV-Therapie ist wieder mal Trendsetter. Es ist doch klar: Wenn es bei HIV funktioniert, dann wird es auch in andere Therapiegebiete Einzug halten. Ich kann mir vorstellen, dass auch Menschen, die täglich ihre Blutdrucktablette einnehmen müssen oder ihren Cholesterinsenker dankbar wären, wenn sie stattdessen einmal im halben Jahr eine Spritze kriegen. *Interview: Christian Knuth FOTO: PHOTOHOLGIC INFO Siegfried Schwarze ist Vorstandsmitglied bei Projekt Information e. V., einem Verein, der HIV-infizierte Menschen, ihre Freunde, Angehörigen und Ärzt*innen über Forschung, Entwicklung und Anwendung von schulmedizinischen, unterstützenden und holistischen Behandlungsmethoden informiert. Im ständigen interdisziplinären Informationsaustausch mit Mediziner*innen, Naturheilkundler*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen und Pfleger*innen entsteht so alle zwei Monate eine Vereinszeitschrift, die diese Informationen sammelt. Zudem schafft Projekt Information mit POSITIVER RAUM Möglichkeiten des Austausches und der Vernetzung HIV-Positiver in ländlichen Gebieten. www.projektinfo.de
„Ich bin Mutter, Tanz maus, religiös und Gospel-Fan. “ Lillian # HIVersity Weil ich mehr bin als nur HIV-positiv: LiVLife.de NP-DE-HVU-ADVT-210002; 07/2021
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