Aufrufe
vor 1 Jahr

rik Februar / März 2022

32 GESELLSCHAFT

32 GESELLSCHAFT ONLINE-DATING „Verarscht, abgezockt und betrogen“ AUF PLANET-RANDY FOTO: GABRIEL BENAIS / UNSPLASH:COM Der Valentinstag kann für Menschen, die ungewollt Singlesind, deprimierend sein. Oft versucht Mann sein Liebesglück dann im Internet. Einer dieser Männer, nennen wir ihn Markus, berichtet im Interview über eine bekannte Plattform für schwules Online-Dating. Was ist dir passiert? Ich fühle mich einfach verarscht, abgezockt und betrogen. Ich habe fast 1,5 Jahre auf der Plattform Planet-Randy mit einem User namens Lollischolli geschrieben und in dieser Zeit mehrmals nach einem Treffen gefragt. Immer gab es fadenscheinige Ausreden wie „meine Mutter ist krank“, „wir kennen uns noch nicht lange genug“, „lass uns reden, um uns besser kennenzulernen“, „ich habe noch Angst davor“ oder ganz perfide „ich bin als Zwölfjähriger bei einem Schulausflug vergewaltigt worden und bin immer noch vorsichtig mit der Auswahl meiner Männer“. Dann hatte ich ihn gebeten, mir doch seine Handynummer zu geben, dann könnten wir über WhatsApp schreiben. Wäre doch für uns günstiger, seine Antwort war: „Ich stelle meine persönlichen Daten doch nicht ins Netz". Wieviel Geld hast du verloren? Verloren habe ich in dieser Zeit 4.243,81 Euro. Planet-Randy gibt zu, mit sogenannten Controllern zu arbeiten. Fühlst du dich dennoch betrogen? Ich habe vom Support erfahren, dass aus Mangel an Männern sogenannte Controller eigesetzt werden. Die Supportantwort auf meine Frage in Kopie: „Wir wollen, dass alle hier Spaß am Flirten haben. Allerdings gibt es immer mal wieder einen Mangel an Männer, was dazu führt, dass keine geeigneten Flirt Partner anwesend sind. Um diesen Mangel auszugleichen, setzen wir immer mal wieder Controller ein, welche unter anonymen Accounts Dialoge führen. Es ist aber nicht so, dass du hier niemanden Reales kennenlernen kannst. Jeden Tag melden sich hunderte neuer realer User an, genauso wie du“. Daraufhin habe ich den User Lollischolli mehrmals in unserer Zeit explizit danach gefragt, ob er ein Controller sei, seine Antworten waren: „Nein, er wäre doch keine Spielekonsole“ oder er wäre doch „keine Playstation“ oder „er wäre aus Fleisch und Blut“, „ein Mann mit Gefühlen und Hoffnungen“ und ich solle „ihm endlich mal vertrauen“, denn „er würde mich nie belügen“. Dies ging wie gesagt 1,5 Jahre so, bis er mir gegenüber am 5. Dezember dann endlich zugab, dass er ein Controller sei und seinem Arbeitgeber Planet-Randy verpflichtet sei, keine Beziehung mit einem externen User einzugehen. Am 6. Dezember kam seine letzte Nachricht mit folgendem Wortlaut: „Lass uns doch wieder versöhnen, denn es tut so schrecklich weh“. Kurze Zeit später wurde ich blockiert. Was ist dein Rat an Nutzer*innen? Auf dieser Plattform wird man an der Liebe und deren Gefühlen aufs Schlimmste hintergangen, belogen und klar betrogen. Hier sind interne User mit Profilbildern von Pornodarstellern wie zum Beispiel Paul Belonek, Blent, Joshua, Kris Levy oder dem Schauspieler Manuel Rios Fernandez und viele viele mehr zu sehen. Ich möchte behaupten, dass von den 124.300 Mitgliedern 90 Prozent Scheinaccounts sind und von internen Mitarbeitern (häufig Studenten und Studentinnen) betreut werden. Sucht eure Partner oder Flirtpartner im wahren Leben und nicht auf dieser betrügerischen Plattform! Die Bewertungen über Trustpilot sind vermutlich ebenfalls alle Fake und bestimmt von Planet-Randy selbst geschrieben bzw. beauftragt. Glaubt auch diesen bitte niemals. Für mich ist und bleibt diese Plattform klar betrügerisch! *Interview: Christian Knuth TIPPS Verbraucherschützer*innen raten trotz der sogenannten Transparenz von Anbietern wie Planet Randy dazu, Profile sofort zu löschen und das gezahlte Geld zurückzuverlangen. Der Rechtsweg lohnt sich in den meisten Fällen allerdings wohl nur, wenn eine Rechtsschutzversicherung die Kosten des ggf. langwierigen Verfahrens absichert. Ganz grundsätzlich sollte jeder, der auf ein neues Dating- oder Chatportal trifft, dessen Namen mit den Stichworten Betrug, Abzocke oder ähnlichen Worten in Suchmaschinen eingeben. So umgeht Mensch die umfangreichen Schutzwälle aus mutmaßlich gefakten positiven Bewertungen und kommt gleich „zur Sache“. Oftmals eine schnellere Entscheidungshilfe als das mühsame Lesen seitenlanger AGBs. Seid vorsichtig! *ck

Gesundheit 33 INTERVIEW BURNOUT VORBEUGEN 10 Tipps für mehr Lebensgenuss und Ruhe im Alltag Geht nicht davon aus, dass euch ein Burnout nicht treffen kann. Denn bei dieser Krankheit handelt es sich um einen langsamen, schleichenden und oftmals unbemerkten Prozess. Die Expertin Sabine von Ameln verrät euch, wie ihr es gar nicht erst soweit kommen lasst. 1. Vorausschauend leben Überprüft euren Zeitplan und erstellt eine Liste: Wie viel geht für die Arbeit und die Bedürfnisse anderer drauf? Bleibt genügend Spielraum für euch selbst? Wenn nicht, dann schafft ein Gleichgewicht, denn Selbstfürsorge gehört an die oberste Stelle. 2. Selbstpflege planen Schaut auf euren Kalender. Ist er vollgestopft mit Terminen? Dann tragt Zeiten für euch selbst ein, genauso wie für andere Verpflichtungen, und haltet euch daran. Diese können vielseitig sein, von Arztbesuchen bis hin zu sportlichen Aktivitäten, Hobbys oder auch Meditation. Gönnt euch immer genügend Auszeit! 3. Für erholsamen Schlaf sorgen Sorgt für ausreichenden und erholsamen Schlaf, damit eure Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt ist. Achtet darauf, nicht weniger als 8 Stunden zu ruhen. Schlafmangel beeinflusst die Stimmung und unsere Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen. Langfristig tragen kurze aufeinanderfolgende Nächte zur körperlichen und psychischen Erschöpfung bei. 4. Ausgewogen ernähren Wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, uns zum Ausgleich auf Nahrung zu stürzen und mehr Genussmittel wie Kaffee und Alkohol zu konsumieren. Doch wirken solche Stimulanzien eher kontraproduktiv. Eine ausgewogene Ernährung und Zeit zum Essen helfen dabei, das Burnout- Risiko zu begrenzen. 5. Entspannung üben Ob beruflich oder familiär, Burnout ist fast immer mit Stress verbunden. Durch regelmäßiges Üben von Entspannungstechniken, wie Meditation oder Yoga, können wir die Anspannungen des Tages lösen. 6. Mehr Sport treiben Durch Sport können wir angesammelte Belastungen abbauen, einen klaren Kopf bekommen und Stress reduzieren. Regelmäßige körperliche Aktivität wie Laufen, Hallensport oder Schwimmen beugt einem Burnout-Syndrom vor. 7. Lernen „NEIN“ zu sagen Wenn ihr einen weiteren Auftrag ablehnt, macht euch das nicht zu einem schlechten Angestellten. Bei Überforderung „Nein“ zu sagen, ist für die körperliche und geistige Gesundheit unerlässlich. Es ist besser, ehrlich zu sein, als in positiver Absicht Aufforderungen nachzukommen und unnötig darunter zu leiden. Versucht nicht, euer Umfeld um jeden Preis zufriedenzustellen. 8. Die Erreichbarkeit verringern Gewöhnt euch an, nach der Arbeit die elektronischen Geräte auszuschalten oder zumindest nicht auf Anrufe oder E-Mails zu reagieren. 9. Freunde treffen und Spaß haben Wenn ihr ausgepowert seid und die Arbeit euch überfordert, dann trefft die Menschen, die euch guttun. Verbringt Zeit mit eurem Partner, genießt ein romantisches Dinner, gönnt euch einen Wochenendausflug oder Urlaub und versucht, euer Leben zu genießen. 10. Professionelle Hilfe Wenn ihr das Gefühl habt, mit eurer Überforderung nicht mehr zurechtzukommen, holt euch Hilfe. Eine persönliche Beratung mit der Hausärzt*in oder einer Therapeut*in verhindert das Schlimmste: den Zusammenbruch. Wenn ihr merkt, dass ihr das Gleichgewicht in eurem Leben verliert, dann wartet bloß nicht länger ab. Professionelle Unterstützung ist in dem Fall der beste Weg. FOTO: CHRISTIAN ERFURT / UNSPLASH Frau von Ameln hat über 30 Jahre aktiv in der Pflege gearbeitet und war Inhaberin eines eigenen mittelständigen Pflegedienstes. Durch unentwegten Stress und Druck landete sie im Burnout. Sie wendet sich daher an Pflegekräfte mit der wichtigen Botschaft, dass sie selbst für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verantwortlich sind und diese Dinge zur Priorität machen müssen. Denn wer selbst krank ist, kann niemandem mehr helfen. www.sabinevonameln.de

Unsere Magazine

Regionalseiten
männer* – das queere Onlinemagazin

Unsere News

About us

blu, hinnerk, gab, rik, Leo – die Magazine der blu Mediengruppe erscheinen monatlich in den Metropolen Deutschlands. Die nationale Reichweite der Magazine ermöglicht den reisefreudigen Lesern Zugriff auf alle Informationen immer und überall. Themenschwerpunkte sind neben der regionalen queeren Szene, Kultur, Wellness, Design, Mode und Reise. Unsere Titel sind mit der lokalen Community jahrzehntelang gewachsen und eng verbunden, was durch Medienpartnerschaften mit den CSD-Paraden in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt sowie zahlreiche Kooperationen, wie der Christmas Avenue in Köln, seinen Ausdruck findet.