NRW 08 Eine interdisziplinäre Doppelausstellung zu Geschichte und Politik, Kultur und Kunst lesbischer Frauen und schwuler Männer. Trotz aller vermeintlichen Aufgeklärtheit: Liebes- und Lebensentwürfe abseits der heterosexuellen Norm sind in vielen Teilen der Gesellschaft noch immer ein Tabu. Mit seiner neuen Ausstellung „Homosexualität_en“ zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die (Geschlechter-)Vielfalt unserer Gesellschaft. „Homosexualität_en“ wirft mit einer Vielzahl historischer, kulturgeschichtlicher und künstlerischer Exponate einen Blick auf die Geschichte von Verfolgung und Diskriminierung. Zugleich geht „Homosexualität_en“ weit über die historische Erinnerung hinaus: Künstlerische Exponate aber auch dokumentarische Arbeiten wie die Videoinstallation „What's next" zeichnen ein dichtes Bild der aktuellen Debatten in den „queer communities". In kurzen Filmstatements erzählen Menschen bewusst subjektiv aus ihrem Leben abseits der sexuellen und geschlechtlichen Stereotype. So berichtet ein Aktivist über die frühen Homosexuellen-Proteste im Bielefeld der 1970er Jahre, damals noch eine Hochburg der Lesben- und Schwulenbewegung, heute eher eine Stadt unter vielen. Wir sprachen mit der Kuratorin Caroline Ausserer. RUSSLAND HAT GEZEIGT, WIE SCHNELL TOLERANZ ENDET. WIE WICHTIG IST SOLCH EINE AUSSTELLUNG? Weltweit sind immer mehr Entwicklungen im Bereich LSBTI festzustellen. Auch wenn es in manchen Ländern wie Russland, Litauen oder Lettland nicht wirklich Fortschritte zu berichten gibt, sind weltweit durchaus solche festzustellen. So gibt es in Malta seit kurzem eines der wichtigsten Gesetze zur Geschlechtsidentität, ebenso in Argentinien. Und in Mexiko ist in einem weiteren Bundesstaat die gleichgeschlechtliche Heirat möglich. Weltweit tut sich also enorm viel. Es genügt aber nicht, nur auf rechtliche Veränderungen abzuzielen, sondern es braucht
09 NRW auch kulturelle und soziale Entwicklungen, sprich: Veränderungen im Kopf. Dazu will eine solche Ausstellung beitragen. Sie will sich in Diskurse um Sexualität_en und Geschlechter einbringen und dazu auffordern, eingefahrene Sichtweisen zu hinterfragen. STÖSST DIE NICHT AUCH VIELE VOR DEN KOPF? Die Ausstellung „Homosexualität_en“ will aufrütteln, zum Nachdenken anregen und scheinbar Selbstverständliches hinterfragen. Sie legt dar, wie gleichgeschlechtliche „ES BRAUCHT VERÄNDERUNGEN IM KOPF!“ Sexualität und nonkonforme Geschlechtsidentitäten von der Gesetzgebung kriminalisiert, von der Medizin pathologisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Damit kann sie natürlich Leute vor den Kopf stoßen, die sich nie mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Zugleich bietet sie aber die Möglichkeit, Neues kennenzulernen, von einem stereotypen Verständnis des Themas abzukommen und einen Lernprozess in Ganz zu setzen. WER HAT IHRER MEINUNG NACH MEHR ZU KÄMPFEN BEIM COMING-OUT, MANN ODER FRAU? Ich finde, dass man dies nicht grundsätzlich sagen kann, da jeder Mensch seine eigene Geschichte hat. Als Lesbe möchte ich jedoch festhalten, dass ein lesbisches Paar in der Öffentlichkeit unsichtbarer ist, weniger wahrgenommen wird und weniger auffällt als ein Männerpaar. GIBT ES SPÜRBARE UNTERSCHIEDE ZU KÖLN? Köln ist meine Heimat und das wird immer so bleiben. Köln ist mit nichts zu vergleichen, auch nicht mit Berlin. Und die Spree kann sich noch so anstrengen: Mit dem „Rhing“ kann sie es niemals aufnehmen. – Ich will aber auch sagen: Die Menschen in Berlin, gerade in meiner Nachbarschaft, sind sehr freundlich zu mir und geben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Das freut mich natürlich. WARUM WIRD DIE ROLLE DER FRAU IN DER CSD- BEWEGUNG SO GERNE VERGESSEN? In der queeren Community spiegelt sich meines Erachtens eine Entwicklung wider, die es in der gesamten Gesellschaft gibt: Schwule Männer erhalten den Vorrang und nutzen den öffentlichen Raum auch anders als lesbische Frauen. Deshalb sind auch die meisten Posten und Netzwerke fest in schwuler Hand. Mit dieser Ausstellung wollen wir die in der Öffentlichkeit häufig geübte Praxis konterkarieren, Homosexuelle mit schwulen Männern zu identifizieren, und rücken daher den wesentlichen Beitrag lesbischer Aktivistinnen in den Fokus. •Interview: Michael Rädel 13.5. bis 4.9. HOMOSEXUALITÄT_EN, LWL – Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10, 48143 Münster, lwl.org HESSE & HOLLÄNDER AUGENOPTIK Venloer Straße 363 50823 Köln Ehrenfeld | Germany T 0221. 50 60 87 80 info@hesseundhollaender.de hesseundhollaender.de
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