SEXUALITÄT ▶Wann kommt endlich derImpfstoff gegenHIV?Die intensive Forschung am Corona-Virus hatmöglicherweise auch zur Lösung anderer medizinischerProbleme beigetragen. So wurde einmRNA-Impfstoff von Moderna gegen HIVam Menschen getestet. In einer anderenStudie wurde ein weiterer Wirkstoffidentifiziert, der in Zukunft vorder chronischen Immunschwächeschützen könnte. Der Weg zu einemImpfstoff gegen HIV scheint nichtmehr weit.Seit mehr als vier Jahrzehnten plagtdas Humane Immundefizienz-Virus(HIV) die Menschheit. In den 80erJahren war eine HIV-Infektion gleichbedeutendmit einem Todesurteil. Denndas HI-Virus löste die tödliche ImmunschwächekrankheitAIDS aus. In den90er Jahren gab es die ersten Medikamentefür Betroffene, die allerdingsstarke Nebenwirkungen hatten. Seitrund 20 Jahren gibt es hochwirksamemedikamentöse Therapien, die HIV-Infiziertenein unbeschwertes und langesLeben ermöglichen. Und dank der PrEP(Prä-Expositions-Prophylaxe) könnensich Risikogruppen vor einer HIV-Ansteckung wirksam schützen.Doch trotz zahlreicher Versuche ist esbis heute nicht gelungen, einen Impfstoffgegen HIV zu entwickeln. Das isterstaunlich, wenn man bedenkt, dasses der Pharmaindustrie innerhalb nureines Jahres gelungen ist, mehrerewirksame Impfstoffe gegen das Corona-Virus Sars-CoV-2 zu entwickeln. Da stelltsich die Frage: Warum ist das bei HIVseit 40 Jahren nicht gelungen?60 I/25
Text: Martin LewickiEiner der Gründe ist die hohe Wandelbarkeitdes HI-Virus. Es verändert sich nichtnur ständig, sondern auch sehr schnell.Das führt zu Mutationen vor allem in deräußeren Hülle des Virus. Deshalb war esbisher nicht möglich, einen wirksamenImpfstoff zu entwickeln, der zuverlässigvor dem sich verändernden HIV schützt.Darum ist der mRNA-Impfstoff gegen HIV andersDie neuartigen mRNA-Impfstoffe vonBioNTech und Moderna basieren auf dersogenannten Boten-Ribonukleinsäure(mRNA) und stimulieren so die körpereigeneImmunantwort. Diese Vakzineenthalten dank der mRNA Informationenüber bestimmte Virusmerkmale – auchVirusantigen genannt.Mit den Informationen aus der Impfung kannder Körper anschließend das Antigen selbstproduzieren. Dadurch erkennt unser Immunsystemdas entsprechende Virus, wenn es inden Körper gelangt, und kann so die Infektionschnell und gezielt bekämpfen. Zudem ist esmöglich, den Impfstoff genetisch so anzupassen,dass er eben auch die vielen Mutationenerfassen kann.„Unser experimenteller Impfstoffkombiniert gleich mehrere Merkmale,die die Defizite bisheriger HIV-Vakzin-Kandidaten ausgleichen“, erklärt derForscher Anthony Fauci vomUS National Institute of Allergy andInfectious Diseases (NIAID).Fauci gilt als der bekannteste Virologe derUSA. Zusammen mit seinem Forschungsteamveröffentlichte er die ersten Ergebnisse zu einerImpfung gegen HIV im Fachmagazin Nature.Forschungsergebnisse lassen aufeinen Impfstoff hoffenFOTOS: FREEPIK.COM01. Im ersten Schritt der Studie erhieltenzunächst Mäuse den neuartigen mRNA-Impfstoffmit der Bauanleitung für das viraleHüllprotein (EnV) des HIV als erste Dosis.Später bekamen sie Booster-Impfungen, dieInformationen für gleich mehrere HI-Virusvariantenenthielten. Außerdem enthielt der Impfstoffden Gencode für ein zweites Virenprotein(Gag). So kann der Körper aus beiden Proteinen(EnV und Gag) virenähnliche Partikelbilden, deren Oberfläche der von natürlichenHI-Viren ähnelt. Die Strategie ging auf: Lautder Studie entwickelten alle geimpften Mäusedie neutralisierenden HIV-Antikörper.02. Im zweiten Schritt wurden 14 Makaken(Affen) gegen HIV geimpft. Sieben von Ihnenbekamen nicht nur die erste Dosis, sondernspäter auch zwei Booster-Impfungen. Dierestlichen Affen blieben als Kontrollgruppe61
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