6 SZENE FOTO: STEPHANIE HÜGLER FOTO: ANDREW TROYAN „DRAG SAVES LIVES!“ Nikita Volkov (30) stammt aus der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Er ist ausgebildeter Tenor und hat mit dem Philharmonischen Orchester Odessa gesungen. Bereits in den ersten Kriegstagen verließ er seine Heimat und kam 2022 nach München. Hier träumt er von einer Karriere als Drag-Star. Samantha Jackson ist eine beeindruckende Erscheinung – und in letzter Zeit häufig auf Münchens Drag-Bühnen zu sehen. Auf High Heels weit über zwei Meter groß, steckt hinter der imposanten Performerin der Tenor Nikita Volkov – und eine Geschichte über eine Flucht aus der Ukraine. Nikita, wie hast du den Ausbruch des Krieges erlebt? Am ersten Tag des Krieges gab ich ein Konzert in Charkiw, das sind schnell zu einem Brennpunkt der ersten Kriegstage entwickelte. Ich durfte zunächst die Stadt acht Tage lang nicht verlassen. Nach dieser Zeit ging ich zuerst nach Dnipro, weil es relativ nahe war und ich gute Freunde Freunde dort hatte. Die Wochen dort waren eine harte Zeit, wir haben jeden Tag geweint und ich war mental völlig kaputt. An eine Rückkehr nach Odessa war nicht zu denken? Nein, das erschien mir zu gefährlich. Odessa liegt am Meer und ist als Flottenstützpunkt eine militärisch wichtige Stadt. Außerdem war Reisen unsicher und nicht zuletzt: Ich wollte nicht zur Armee eingezogen werden. Schon zu Beginn war mir klar, dass ich raus musste. Es war mir sogar egal, in welches Land. Hauptsache, raus aus der Ukraine. Wie kamst du nach München? Ich kannte die Stadt nicht, aber ich wusste von Munich Kyiv Queer und, dass diese Kontaktgruppe den Menschen hilft. Deshalb wurde es München und ich bin Munich Kyiv Queer auch unendlich dankbar. Seit April 2022 lebe ich in einer sehr schönen WG am Hirschgarten und fühle mich schon als echter Bayer (lacht). Wie bist du zum Drag gekommen? Ich hatte mich schon in Odessa für Drag interessiert, aber mein damaliger Freund drohte mir, die Beziehung aufzukündigen, falls ich in diesem Outfit rumlaufe. Hier in München kann ich mich da richtig ausleben. Was fasziniert dich an Drag? Es ist das, was mich glücklich macht. „Drag Safes lives“ heißt es immer wieder – und das ist richtig. Ich tue, was ich tun will. Ich bin am richtigen Platz, zum richtigen Moment, mit Leuten, die mich lieben
SZENE 7 und unterstützen. Ich bin auch dieser Community sehr dankbar. Sie hat mich aufgenommen, sie ist für mich wie eine Familie, hat mich unterstützt und mir vieles beigebracht. Mittlerweile kann ich sogar Make-up und ich glaube, ich bin inzwischen eine ganz gute Drag. FOTOS: BERND MÜLLER, PRIVAT Was zeichnet Samantha Jackson aus? Das erklärt sich auch aus dem Namen: Samantha habe ich von „Sex and the City“-Star Samantha Jones und den Nachnamen von Janet Jackson, weil mich mein erstes selbst gemachtes Make-up an sie erinnert hatte. Samantha ist eine Diva mit großen Gefühlen und großen Songs – das passt ja zu mir als großer Frau. Ich bin zwar noch am Anfang, aber ich fühle das Drag-Sein in mir und lebe meine Fantasien aus. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann gehört die Bühne mir. Du bist ausgebildeter Sänger – machst du also nur Live-Nummern? In den meisten Fällen ja, mit meiner Stimme kriege die meisten Songs gut hin. Aber ich weiß, dass die Community sehr auf LipSync steht und deshalb mache ich es manchmal, obwohl es nicht wirklich mein Ding ist. Was ist für dich als Drag zu größte Herausforderung? Die Schuhe! Ich trage Größe 47, die bekomme ich praktisch nur in Online- Shops und dann weiß man im Endeffekt nicht, ob sie wirklich passen und mich halten können. Was sind deine Wünsche für die Zukunft? Ich wünsche mir zuallererst Frieden in der Ukraine und ein Ende der Gefahr für meine Freunde und die Familie. Als Performer würde ich wahnsinnig gern mal an Ru Paul´s „Drag Race“ oder der TV-Show „Queen of the Universe“ teilnehmen. *Interview: Bernd Müller Queer Quartier Herzog*in Wohnen im Alter: Selbstbestimmt und Queer Am Herzog-Ernst-Platz im Stadtteil Sendling entsteht derzeit ein neues Wohnangebot für LGBTI*-Senior*innen. Das Queer Quartier Herzog*in der MÜNCHENSTIFT wird in enger Kooperation mit der Münchner Aids-Hilfe realisiert und 2023 fertiggestellt. Es bietet älte - ren LGBTI*-Menschen Raum für ein selbstbestimmtes Leben im Alter mit sozialverträglichen Mieten und Unterstützung im Bedarfsfall. Haus-Infos und Voranmeldung: queerquartier @muenchenstift.de, Telefon: 089 62020-340 www.muenchenstift.de
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