24 KULTUR INTERVIEW JOHN RIOT John Riot ist einer der spannendsten jungen, queeren Künstler Deutschlands und hat 2016 erste Wellen als Kandidat bei „The Voice of Germany“ geschlagen. Mittlerweile hat er eine ganze Reihe von Songs veröffentlicht und durfte im letzten Jahr sogar erstmals beim ZDF- Fernsehgarten auftreten. Wir haben mit dem Strahlemann über Vorbilder aus der Community gesprochen, über Social Media und die Helden seiner Jugend. John, du bist vielen das erste Mal 2016 aufgefallen, als du an der sechsten Staffel von „The Voice of Germany“ teilgenommen hast. Mittlerweile hast du dir deine eigene Fanbase aufgebaut und in 2022 sogar deinen ersten Weihnachtssong veröffentlicht, was ja für viele Künstler ein echter Meilenstein ist. Meinst du, die Juroren, die sich damals nicht für dich umgedreht haben, bereuen ihre Entscheidung, und würdest du dich heute noch mal für eine Castingshow bewerben? Ich bin sehr dankbar für die Erfahrung, die ich bei The Voice machen durfte und bereue es nicht. Das war mein Einstieg ins Musikbusiness, so wurden Produzenten auf mich aufmerksam. Eine Sache, die ich über die letzten Jahre dennoch gelernt habe: Dich nimmt niemand an die Hand. Ob die Juroren heute ihre Entscheidung bereuen, weiß ich nicht – für mich spielt das keine Rolle mehr, es sollte einfach nicht mein Weg sein. Damals bist du unter deinem bürgerlichen Namen Patrick aufgetreten. Was hat es mit deinem Künstlernamen auf sich? Wo stammt der her? Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass ich als Kind ein kleiner Rebell war. Wir haben uns oft darüber lustig gemacht. Riot bedeutet ja „Aufstand“, daher dachte ich, dass das ganz gut passt. John kam dann eher durch Zufall, als ich mit Freunden auf der Idee weiter rumgedacht habe. So wurde der Künstlername geboren. Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen? War das schon immer deine Leidenschaft? Die Musik begleitet mich schon mein Leben lang. Meine Großeltern singen beide für ihr Leben gern. Zudem ist meine Familie fastnachtbegeistert, mit sechs Jahren habe ich auf der Bühne bei den Sitzungen performt. Das war schon damals ein tolles Gefühl, daran hat sich bis heute nichts geändert. Wer waren die Helden deiner Teenager-Jahre? Ich habe Britney Spears und die No Angels geliebt. Das waren aber eher musikalisch meine Idole. Während meiner Schulzeit als schwuler ungeouteter Junge vom Dorf hat mir tatsächlich ein Held gefehlt. Ich hatte sogar Suizidgedanken, weil ich in der Schule gemobbt wurde und mich sehr einsam gefühlt habe. Eine Person, die mir Mut gegeben hat, war Gigi Gorgeous. Über YouTube hat sie ihre Follower an ihrem Leben teilhaben lassen. Eine queere Person, die „unapologetically“ sie selbst war. Das hat mir damals sehr imponiert und mich inspiriert. Das war auch der Grund, weshalb ich mit Instagram angefangen habe oder schon bei The Voice offen zu meiner Sexualität stand. Ich wollte Leuten Mut machen – anderen jungen schwulen Männern zeigen, dass alles gut wird. Und auch heute ist das eine Botschaft, die ich meinen Fans mitgeben möchte. Wie wichtig sind denn schwule bzw. queere Vorbilder auch in der Musik, und gibt es jemanden, von dem du glaubst, dass er oder sie gerade auf besondere Weise für Sichtbarkeit sorgen? Durch Social Media hat sich viel verändert, auch in der Musik. Ich bin sehr dankbar, dass es Künstler wie Kim Petras oder Sam Smith gibt, die unsere Community nach außen repräsentieren und sich für die Rechte queerer Menschen einsetzen. 2022 hattest du deinen ersten Auftritt im ZDF-Fernsehgarten. Erzähl doch mal von dieser Erfahrung! Als ich den Anruf von meiner Managerin bekam, dass ich den Gig spielen darf, musste ich weinen – vor Freude! Das war
KULTUR 25 immer ein ganz großer Traum von mir und ich konnte es nicht glauben, dass er endlich wahr wird. Als Künstler kassiert man täglich so viele Neins, von denen die Fans nichts mitbekommen – vor allem als Independent Artist. Deshalb hat mir das Ganze auch so viel bedeutet. Das „Nicht aufgeben“ hat sich in diesem Fall gelohnt. Glaubst du, die Öffentlich-Rechtlichen könnten mehr LGBT+ Künstler und Künstlerinnen vertragen? Ich finde generell, dass wir als queere Community immer noch unterrepräsentiert sind, auch in den Öffentlich-Rechtlichen. Dennoch denke ich, dass da gerade ein Wandel stattfindet – zugunsten queerer Menschen. Trotzdem heißt das nicht, dass wir uns jetzt entspannt zurücklehnen können. Das Thema Sichtbarkeit wird uns immer begleiten, und dafür müssen wir oft kämpfen. Leider. Du selbst hast noch nie ein Geheimnis aus deiner Sexualität gemacht. Wie erlebst du als schwuler Künstler im Moment den Austausch auf Social Media? Auf vielen Plattformen ist der Ton ja wieder rauer geworden. Ich habe bisher Glück gehabt und online noch nicht so viele Anfeindungen erlebt. Ich finde es allerdings schlimm, welchem Hass einige meiner Kollegen oder Freunde auf Social Media ausgesetzt sind. Ich beobachte mit Sorge, dass die Meinungen immer extremer werden – in beide Richtungen. Natürlich hat Social Media auch positive Seiten, aber der Grat ist sehr schmal, und online ist eben doch auch anonym. Das lädt viele Leute dazu ein, eine Grenze zu überschreiten. Für alle, die dich noch nicht kennen: Wie würdest du deine Musik beschreiben? Meine Musik ist tanzbar, oft knackige Pop-Beats mit einem 80s-Touch und Hooklines, die direkt ins Ohr gehen. Ich will, dass die Leute meine Songs sofort mitsingen können. Meist geht es um die Liebe und dass ich auf Männer stehe, da mache ich auch in meiner Musik kein Geheimnis draus. Ich möchte Leute inspirieren, sie in verschiedensten Phasen ihres Lebens mit meiner Musik begleiten und vielleicht sogar damit helfen. Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da! Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Mail: IZAR@mri.tum.de, Telefon: 089 / 4140 - 2455 www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar SCHUSTER & RIEDL Rechtsanwälte München Tätigkeitsschwerpunkte (Auswahl): • Familienrecht / Lebenspartnerschaftsrecht • Erbrecht • Gesellschaftsrecht • Vertragsrecht • Arbeitsrecht • Immobilienrecht • Verkehrsrecht • Miet- und Pachtrecht • Strafrecht RA Peter Schuster & RA Michael Riedl Eisenmannstraße 4 (An der Fußgängerzone), 80331 München Tel. (089) 23 888 930, Fax (089) 23 888 944 www.rae-sr.de Gibt es Künstler, mit denen du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest? Ja, ein Duett mit Kim Petras wäre schon sehr toll. Steht auf meiner Wunschliste. Welche Veröffentlichungen und Events stehen in 2023 so für dich an? Wann kommt das erste John-Riot-Album? 2023 erscheinen mindestens fünf neue Songs von mir, das heißt, es wird nicht still – und ich werde einige Festivals spielen. Konkrete Infos kann ich noch nicht geben, aber diese folgen zeitnah auf meinen Socials. Ich freu mich, und die Fans dürfen sich auch freuen! Eine EP könnte dann zum Ende des Jahres anstehen sowie ein eigenes kleines Release-Konzert in Berlin. Wenn du mit den Fingern schnippen könntest und plötzlich würde sich eine Sache auf dieser Welt verändern, was wäre das? Um es sehr, sehr allgemein zu halten und dennoch auf den Punkt zu bringen: Ich wünsche mir Frieden auf dieser Welt. Wir leben in so einer seltsamen und beängstigenden Zeit. Das würde uns allen guttun. *Interview: Felix Just www.instagram.com/john_riot Wir helfen und informieren gerne. OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH ÖFFNUNGSZEITEN Montag - Freitag: 08:00 - 18:30 Samstag: 9:00 - 13:00 Isartorplatz 6 | 80331 München Telefon: (089) 21 99 29 - 0 Telefax: (089) 21 99 29 - 19 E-mail: isator.apo@t-online.de www.isartor-apotheke.de
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