Aufrufe
vor 4 Monaten

Leo April I Mai 2025

  • Text
  • Foto
  • Menschen
  • Stadt
  • Queere
  • Musik
  • Zeit
  • Szene
  • April
  • Gewalt
  • Kultur

4 SZENEFÜNF JAHRE

4 SZENEFÜNF JAHRE „STRONG!“„Queerfeindliches Verhaltenwird wieder akzeptabler“Die LGBTIQ* Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt feierte kürzlich ihren fünften Geburtstag. Wir sprachenmit Mitarbeiterin Leonie über das Projekt uns seine Herausforderungen für die Zukunft.Werfen wir einen kurzen Blick in dieGeschichte: „Strong!“ fußt ja aufeinem früheren Projekt…… richtig. Angefangen hatte es 1993mit dem Anti-Gewalt-Projekt (AGP).Das war die erste (Halbtags-) Stelle,die das Sub mit Geldern der StadtMünchen besetzen konnte und eineder ersten Beratungsstellen ihrer Artin Deutschland. Heute ist STRONG!ein bayernweites Projekt und hat diegesamte queere Community im Blick,nicht mehr ausschließlich Männer*.Was sind eure Aufgaben?Unsere Aufgaben gliedern sich in vierBereiche: Wir sind primär eine Beratungsstellefür queere Personen, dieDiskriminierung und Gewalt erfahrenhaben, deren Umfeld und Zeug*innen.Wir liefern zudem Expertise für andereBeratungsstellen und Fachkräfte wieLehrer_innen oder Mitarbeitendedes Jugendamts und sensibilisierenPolizei und Justiz für das Thema.Außerdem sind wir eine Meldestelle fürHate Speech im Internet, nicht zuletztmachen wir Öffentlichkeitsarbeit.Wer kommt zu euch?Zu uns kommt das gesamte queereSpektrum, vor allem aber trans* undnicht-binäre Personen sowie Männer*– diese Gruppen sind die typischenFeindbilder von Menschen, die Gewaltausüben. Lesbische und queere Frauenund die Gewalt die sie erfahren, bleibenweiterhin häufig unsichtbar.FOTO: STRONG!Was sind deren Themen?Viele Klient_innen berichten von körperlicherund sexualisierter Gewalt. GeradeFrauen und trans* Personen erleben(versuchte) Vergewaltigungen und denFakt, dass ein „Nein“ nicht akzeptiertwird, besonders häufig. Natürlich sindBeleidigungen und Bedrohungen auchein großes Thema. Übrigens passiertdas auch innerhalb der Community: Somachen beispielsweise junge Schwuleauf Partys schlechte Erfahrungen durchübergriffiges Verhalten anderer.Wie definiert sich Gewalt?Gewalt und Diskriminierung müssennicht immer körperliche Übergriffe oderBeleidigungen sein. Das sind oft schonkleine Vorfälle: angeekelte Blicke in derTram oder den Verlust von Kontaktenim Privatleben. Diese unterschwelligeFormen der Diskriminierung überlängeren Zeitraum belasten Menschenmassiv. Zu uns kann man mit jederBelastung kommen, auch wenn es sichum Vorfälle handelt, die vom Gesetzher nicht strafbar sind. Wir sind nichtdie Polizei. Keine Form von Gewalt istzu klein, man kann sich immer an unswenden.Gibt es Formen von Gewalt, die wenigangezeigt werden?Uns erreichen wenig Anzeigen, wennes um Vorfälle in der Familie oder derPartnerschaft geht. Bei Gewalt oder Diskriminierungdurch Eltern, Geschwisteroder Partner*innen kommt es zu einemLoyalitätskonflikt mit Menschen aus derengsten Umgebung. Gerde Männer* tunsich schwer, weil der Mann in unsererGesellschaft nicht als Opfer dastehenmöchte. Aber auch für manchelesbische Frau fühlt sich eine Anzeigegegen eine andere an wie ein Verrat ander Gruppe. Das alles führt zu enormenStress und kann zusammen mit derallgemeinen Minderheitenbelastungüber die kurzfristigen Folgen der Gewalthinaus zu npsychischen Erkrankungenwie Depressionen oder Suchtverhaltenführen.

SZENE 5Wie könnt ihr Betroffenen helfen?Zunächst hören wir zu, denn manchmalmöchten Menschen einfach ihren Frustabladen, das ist völlig ok. Dann bietenwir psychosoziale Beratung an undversuchen, das Erlebte einzuordnen,das Selbstbewusstsein der Opfer zustärken und ihnen klar zu machen,dass sie nicht selbst schuld an ihrerSituation sind. Auf Wunsch gehen wirauch mit ihnen zur Polizei, vermittelnRechtsberatung, Termine bei derOpferhilfe oder unterstützen bei derSuche nach Psychotherapeut*innen.Wir sind keine Jurist*innen, aber wirkönnen vermitteln.2023 gab es eine Steigerung querfeindlicherÜbergriffe – wie ist das zuerklären?Eine eindeutige Antwort kann esdazu nicht geben. Zum einen wirddas Bewusstsein, nicht mehr alleshinzunehmen, größer und somitsteigt das Anzeigenverhalten und dieKontaktaufnahme zu uns. Vor allemaber wird das gesellschaftliche Klimagegenüber LGBTIQ* rauer. QueerfeindlichesVerhalten scheint wiederakzeptabler zu werden. Wir sehen dasbeispielsweise bei Jugendlichen, dieöfter als Täter auftauchen als noch voreinigen Jahren.Welche Befürchtungen hast du dieZukunft betreffend?Ich habe vor allem Sorge, dass Gewaltund diskriminierendes Verhalten weitereskaliert und das gesellschaftlicheKlima gegenüber LGBTIQ* rauer wird.Außerdem, dass die Förderungenwegbrechen oder nicht ausgebautwerden. Wir erleben das schon beianderen Anti-Diskriminierungs-Projekten und schließlich müssen diebayernweiten Stellen bei STRONG! imZwei-Jahres-Turnus bewilligt werden.Ich meine: Wenn der Ton rauer wird,sollten gerade solche Projekt bestärktwerden. Doch das Gegenteil scheintder Fall. Ich fürchte, dass dann die Zahlder Übergriffe so steigt, dass auchSTRONG! nicht mehr ausreicht, um sichum alle zu kümmern. Vergessen wirnicht: Uns wird nur von einem Bruchteilder tatsächlichen Fälle berichtet, wirgehen von einer Dunkelziffer von bis zu90% aus.*Interview: Bernd Müller„Strong! – Die LGBTIQ* Fachstellegegen Diskriminierungund Gewalt“ hilft Betroffenenqueerfeindlicher Übergriffe ausganz Bayern. Sie berät, unterstütztbei belastenden Erlebnissen,dokumentiert Vorfälle, arbeitetmit der Polizei und Staatsanwaltschaftzusammen und klärt in derÖffentlichkeit auf. Außerdem sindsie auch bei Formen von Gewaltohne queerfeindliche Motive,zum Beispiel bei häuslicherGewalt, ansprechbar.Träger istdas schwul-queere ZentrumSub, das Projekt wird von derLandeshauptstadt München unddem Bayerischen Sozialministeriumfinanziert. Zur Zeit sind dreiMitarbeitende dort tätig.Für alle, die das Leben inbunten Farben genießen!Münchens Gartencenter – mit Herz, Vielfalt und kompetenter,freundlicher Beratung durch unsere Pflanzenprofis!Gartencenter Seebauer KG • Ottobrunner Str. 61 • 81737 München • www.seebauer.de

Aus den Regionen
Unsere KI-Newsletter

Unsere News

About us

blu, hinnerk, gab, rik, Leo – die Magazine der blu Mediengruppe erscheinen monatlich in den Metropolen Deutschlands. Themenschwerpunkte sind neben der regionalen queeren Szene, Kultur, Wellness, Design, Mode und Reise. Mit männer* ergänzt seit 2021 Deutschlands einziges bundesweit erscheinendes kostenloses Männeresundheitsmagazin den Kiosk.