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hinnerk Februar / März 2025

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8 politikKOMMENTARELBTOWER: Mieten, kaufen, abwarten?Huch? Der Elbtower als Opener derPolitikseiten zur Wahl im queerenMagazin? „Kurzer Olaf”, „Phallussymbol”,„Hamburg hat den Größten”. Reichtuns. Die queerpolitischen Akzente zurBürgerschafts- und Bundestagswahlfolgen auf den nächsten Seiten dieserAusgabe. Und nun zum Thema. Was tunmit dem Elbtower?Der Multimilliardär Klaus-Michael Kühneist der Meinung, Hamburg müsseunbedingt einspringen. Kein Wunder –er hat einiges an im Speditionsgeschäft„erwirtschaftetem“ Kapital in BenkosSaftladen versenkt. So sad. Es gibtaber wohl recht konkrete Pläne für einInvestment durch die Stadt Hamburg:Die Idee eines „Evolutioneums“ mit Blickauf das Elbe-Urstromtal und virtuelleinblendbarer Geschichte der menschlichenEingriffe oder der Wirkungen derEiszeit klingt für Naturkundefreunde –wie den Schreiber dieser Zeilen – mehrals verlockend. Doch die Wege dahinsind unterschiedlich attraktiv:„Das ‚Evolutioneum‘ benötigt lautbisherigen Planungen circa 33.000Quadratmeter – fast ein Drittel deroberirdischen Mietflächen des Elbtowers.Selbst wenn die Stadt nur 30 Europro Quadratmeter zahlte, entstündeeine Monatsmiete von knapp einerMillion Euro. Auf einen Pachtvertragvon 30 Jahren gerechnet – mit einerbescheidenen Staffelmiete von dreiProzent – müsste die Stadt rundFOTO: NORDNORDWEST, LIZENZ: CC BY-SA 3.0 DE – CREATIVECOMMONS.ORG/LICENSES/BY-SA/3.0/DE/DEED.EN, QUELLE: HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.PHP?CURID=146396260Elbtower in Hamburg-HafenCity von Osten,Stand März 2024, Baustopp nach Insolvenz der Signa Holding560 Millionen Euro an die Elbtower-Eigentümer überweisen. Selbst wenndie Stadt den Mietpreis auf 20 Euro proQuadratmeter herunterhandelt, wärenes allein in den ersten 30 Jahren nochfast 380 Millionen Euro – Steuergeld.Die Stadt könnte den Verkauf desGrundstücks rückabwickeln – siemüsste lediglich den Kaufpreis von122 Millionen Euro minus fünf MillionenPlanungskosten zahlen, also 117 MillionenEuro. Im Gegenzug bekäme sie eineBaustelle, die schätzungsweise400 Millionen Euro wert ist. {…}Günstigere Startbedingungenfür den Neubau eines ‚Evolutioneums‘lassen sich kaum finden.Auch ein städtisch-privatesJoint Venture wäre denkbar.“(Quelle: „Baut ihn doch selbst“,DIE ZEIT 1/2025)Also: Rund 400 Millionen Euroausgeben und damit keinenCent Vermögen ansammeln?Oder 117 Millionen Euroinvestieren und auf einenSchlag ein Vermögen von rund400 Millionen Euro erwerben?Ja, der Turm ist noch nichtfertig, es gibt Risiken, und was,wenn jetzt keiner mietet? …Moment: Regt sich eigentlichnoch irgendjemand über dasElbphilharmonie-Desaster auf?Kultur und Bildung kosten Geld –Geld, das aber investiert ist undsowohl die Elbphilharmonie alsauch ein potenzielles ‚Evolutioneum‘tragen langfristig zur Haben-Seite derStadtfinanzen bei. Der Elbtower könntelaut neuesten Berechnungen sogarCashflow in die Kassen bringen. Vorausgesetzt,er würde zu Ende gebaut.Und Olaf Scholz? Der würde sich sicherlichfreuen. Welcher Mann will schoneinen kurzen … ? Ach, lassen wir das.*Christian KnuthAndreasGrutzeckFür Sie ins RathausFranziska Roland AnkeHoppermann Heintze FrielingFür Sie nach BerlinFür Sie nach Berlin Für Sie ins Rathaus

politik 9NachgefragtWir haben alle in der Bürgerschaftvertretenen Fraktionen um Beantwortungfolgender Frage gebeten:FOTO: FREIE UND HANSESTADT HAMBURGTendiert die Fraktion eher zum Rückkauf und dann folgend Weiterbau unter Landesregiebzw. in einem Konsortium oder zur Zusage für eine langfristige Anmietung an ein privatesKonsortium?„Für uns ist entscheidend, dass wirden Elbtower nicht in Eigenregie fertigbauen und als Stadt keine Steuergelderaufwenden. Diese Haltung habenwir auch mit einem entsprechendenBürgerschaftsbeschluss bekräftigt. DerElbtower ist ein rein privatwirtschaftlichesVorhaben. Gleichzeitig sucht die Stadtbereits seit längerer Zeit nach einemgeeigneten Grundstück für den geplantenNeubau eines Naturkundemuseums.Da geeignete Flächen begrenzt undhohe Bau- und Erwerbskosten zu erwartensind, ist eine mögliche Unterbringungdes Naturkundemuseums im Elbtowereine Option, die von der Stadt aktuellauf Wirtschaftlichkeit geprüft wird. EineEntscheidung dazu wird in jedem Falldurch einen neuen Bürgerschaftsbeschlussentsprechend begleitet werdenmüssen. Für uns als SPD-Fraktion bleibtentscheidend, ob sich eine möglicheUnterbringung des Museums im Elbtowerals wirtschaftlich sinnvoller erweistals alternative Standorte. Möglichefinanzielle und wirtschaftliche Risikenfür die Stadt im Rahmen der Anmietungmüssten zudem von Beginn an ausgeschlossenwerden können.”Dirk Kienscherf, SPD„Stand heute halten wir von beidenVarianten wenig. Der Rückkauf ist nurscheinbar günstig. Der Rohbau steht seitmehr einem Jahr ungeschützt vor Windund Wetter, hier sind also am Teil-Neubauschon die ersten Renovierungsarbeitennötig. Hinzukommen die Kosten für dieErrichtung des Towers. Der adäquateAusbau des integrierten Forschungsmuseumsverschlingt weitere hoheMillionenbeträge, finanziert durch dieStadt, genauso wie nach Fertigstellungdes Naturkundemuseums die sicherlichnicht günstige Miete durch die Stadtgetragen werden muss. Die Rolle derStadt als Ankermieter sehen wir ebenfallskritisch: Erstens würde dann entgegenallen Beteuerungen von BürgermeisterTschentscher doch Steuergeld zurRettung von Olaf Scholz´ Lieblingsprojekteingesetzt. Und zweitens muss man sichdoch fragen: wie attraktiv ist das ObjektElbtower, wenn die Stadt als Ankermieterbenötigt wird, um es zu realisieren?Wenn es keine weiteren größeren Mietinteressentengibt, scheinen die Preisezu hoch zu sein. Warum sollte die Stadtzu überhöhten Mieten einsteigen? Füreine solide Entscheidung braucht mansehr viel mehr Informationen als jetztöffentlich verfügbar sind. Im Momentist noch nicht einmal im Ansatz geprüft,ob die aktuelle Elbtower-Raumplanungzu vertretbaren Kosten auf einen danngut funktionierenden Museumsbauangepasst werden kann.”Dr. Anke Frieling, CDUDIE LINKE verweist auf eine diesbezüglichePressemeitteilung:„Was für eine Posse. Statt Büros einMuseum – und schon ist der Senatgeneigt, das Vermietungsproblem desElbtowers für die Herren Kühnen undBecken zu lösen. Dass die Anmietungvon Flächen durch die Stadt gegen denGrundstückskaufvertrag und den Bürgerschaftsbeschlussverstößt, scheint HerrnTschentscher nicht zu interessieren. DieHamburger*innen haben hoffentlich dasVersprechen des Senats, keine öffentlicheGelder für den Elbtower zu geben, nichtvergessen. Eine Anmietung für dasMuseum wäre dazu auch noch unwirtschaftlich:Bei den avisierten Mieten vonmindestens 30 Euro pro Quadratmetermüssen für das Naturkundemuseumin den nächsten Jahrzehnten mehrere100 Mio. Euro Miete gezahlt werden. Ausgutem Grund werden öffentliche Museenin öffentlichen Gebäuden untergebracht.Damit sind sie vor extremen Mietsteigerungendauerhaft geschützt.“ Gegenüberhinnerk fügte Heike Sudmann hinzu:„Der Elbtower ist dem Größenwahndes ehemaligen Bürgermeisters undheutigem Bundeskanzler Olaf Scholzgeschuldet. Schon damals war absehbar,dass die dort geplanten Hotel- und Büroflächennicht benötigt werden. Deshalbmacht ein Weiterbau keinen Sinn.“Heike Sudmann, DIE LINKE„Niemand kann wollen, dass der Elbtowereine Bauruine bleibt. Es ist daher erstmalsehr gut, dass der Insolvenzverwaltereinen neuen Investor gefunden hat. Inden anstehenden Verhandlungen musssichergestellt werden, dass der Investoralle vom Senat formulierten Bedingungenfür den Bau des Elbtowers akzeptiert undeine gemeinsame Lösung gefunden wird.Werden die Bedingungen erfüllt, sehenwir keinen Anlass für einen Rückkauf. AlsGrüne Fraktion werden wir den Prozess inden kommenden Monaten weiterhin kritischbegleiten und dabei alle relevantenInformationen sowie Kostenberechnungentransparent diskutieren.”Sonja Lattwesen, Grüne„Der ‚kurze Olaf‘ steht sinnbildhaft für dieruinöse Politik der SPD. Die Alternativevertritt die Auffassung, dass der Staatsich möglichst raushält, aber dafür vernünftigeund gute Rahmenbedingungenfür private Investoren schafft. Der halbeElbtower muss so rasch wie möglichfertiggestellt werden.“Robert Offermann, AFD

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