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hinnerk April I Mai 2025

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6 SZENEINTERVIEWFOTO:

6 SZENEINTERVIEWFOTO: VERA DREHBUSCH / STADTQUEERGANG2. Queer History Month HamburgQueere Geschichte ist ein bedeutender, aber oft übersehener Teil der allgemeinen Geschichtsschreibung. WährendErrungenschaften und Kämpfe der LGBTQ*-Community immer wieder in den Hintergrund gedrängt wurden, gibt esheute zahlreiche Initiativen, die diese Geschichten sichtbar machen und bewahren. Eine davon ist der QueerHistory-Month (QHM) in Hamburg, der 2024 zum ersten Mal stattfand. Zeit, mit Mira-Kristin, der Initiatorin, zu sprechen.Was ist der QueerHistoryMonth?Der QueerHistoryMonth (QHM) findetjedes Jahr vom 1. bis 31. Mai statt. 2024habe ich in Hamburg die erste Ausgabeorganisiert. 2025 ist das Team schonauf drei Personen gewachsen. Ziel ist es,queere Geschichte sichtbar zu machenund durch verschiedene VeranstaltungenRaum für Austausch, Erinnerung undEmpowerment zu schaffen. Geschichteist nicht nur rückblickend wichtig, sondernauch als Orientierung für die Zukunft. Ineiner Zeit, in der queere Rechte immerwieder infrage gestellt werden, wollen wirmit dem QHM eine Plattform schaffen,die Wissen vermittelt, Dialoge anregt undqueere Narrative stärkt.Gab es Vorbilder für euren QHM?Ja, ich habe mich intensiv mit demQHM in Berlin ausgetauscht, der dortzehn Jahre lang lief. Leider wurde er2025 aufgrund fehlender Fördermittelgestrichen. In Hamburg haben wir dasProjekt aus der Community heraus insLeben gerufen und arbeiten vollständigehrenamtlich. Das unterscheidet unsstrukturell vom Berliner Modell, das mitFördergeldern des Senats finanziertwurde. Trotzdem gab es zwischenbeiden Städten einen engen Austauschund gegenseitige Unterstützung,insbesondere im ersten Jahr unseresBestehens.Wie entwickelt ihr das Programm?Unser Ansatz ist partizipativ: Wir setzenImpulse, aber die inhaltliche Gestaltungliegt bei den Akteur*innen. Einzelpersonen,Organisationen oder Gruppen könnensich mit eigenen Veranstaltungen beteiligen.Dadurch entsteht eine thematischeVielfalt, die von Stadtführungen undLesungen über Filmvorführungen bishin zu kreativen Workshops reicht. UnserZiel ist es, möglichst viele Perspektiveneinzubeziehen und auch jüngerenGenerationen einen Zugang zu queererGeschichte zu ermöglichen.Gibt es einen thematischen Schwerpunktfür dieses Jahr?Ja, unser Fokus liegt in diesem Jahrbesonders auf jungen Menschen zwischen16 und 25 Jahren. Wir kooperieren mit demPHŒNiX festival und erarbeiten in einerWorkshopreihe mit dem Titel „Holy Homophobia?!“ ein Theaterstück zu Homophobie,Kolonialgeschichte und Rassismus.Begleitend dazu gibt es Veranstaltungenwie eine queere Stadtführung speziell fürjunge Menschen. Der Queere Buchclubsetzt sich mit „Kampala – Hamburg:Roman einer Flucht“ von Lutz van Dijk auseinander.Diese Angebote sollen aufzeigen,wie eng queere Geschichte mit anderengesellschaftlichen Themen verknüpft istund dass unsere Community immer ingrößere Kontexte eingebunden ist.Wie wichtig ist das Erinnern an historischequeere Verfolgung?Erinnerungskultur ist ein zentralerBestandteil unseres Projekts. Uns geht esnicht nur darum, an Verfolgung und Diskriminierungzu erinnern, sondern auchdarum, queere Errungenschaften undKämpfe sichtbar zu machen. Geschichteist eine Quelle der Inspiration und Motivation.Wir wollen aufzeigen, wie queereMenschen in der Vergangenheit für ihreRechte gekämpft haben, um darausKraft für gegenwärtige und zukünftigeHerausforderungen zu schöpfen.Siehst du Parallelen zwischen denhistorischen Mechanismen der Diskriminierungund heutigen gesellschaftlichenEntwicklungen?Definitiv. Die Muster der Ausgrenzung wiederholensich. Ob es um queerfeindlicheGesetze, Rassismus, Misogynie, Sexismusoder andere Formen der Diskriminierunggeht – immer wieder werden Gruppenstigmatisiert, entrechtet und aus derGesellschaft gedrängt. Deshalb ist es sowichtig, Geschichte sichtbar zu machen,um ein besseres Verständnis für heutigeEntwicklungen zu gewinnen. Geradein einer Zeit, in der rechtspopulistischeBewegungen an Einfluss gewinnen, istqueere Erinnerungskultur ein wichtigerBestandteil des gesellschaftlichenWiderstands.

SZENE 7Wie erreicht ihr Menschen außerhalb der queerenCommunity?Durch Angebote, die einfach Spaß machen, wie z.B. einKneipenquiz mit queer-historischen Fragen oder durchKooperationen mit kulturellen Einrichtungen. Auch dieHamburger Kunsthalle ist mit einer Sammlungsführungbeteiligt, die Kunst aus einer queeren Perspektivebetrachtet. Solche Veranstaltungen bieten eine Möglichkeitfür Menschen, sich auf einer kulturellen Ebenemit queerer Geschichte auseinanderzusetzen. Sichtbarkeitund Dialog sind zentrale Aspekte unserer Arbeit– wir wollen nicht nur die queere Community erreichen,sondern auch Allies und die breitere Stadtgesellschaft.Erhaltet ihr finanzielle oder strukturelle Unterstützungvon der Stadt?Nein, wir sind nicht staatlich gefördert. Wir leistenunsere Arbeit ehrenamtlich. Aber ganz ohne Supportgeht es nicht: Hamburg Pride unterstützt uns alsKooperationspartner. Hamburg Tourismus bewirbtunsere Veranstaltungen über ihre Kanäle und organisierteigene Formate, was ebenfalls eine wertvolleUnterstützung ist und viel Sichtbarkeit erzeugt. DerFreiraum im MK&G stellt uns kostenlos den Raum zurVerfügung. Für diese unterschiedlichen Unterstützungenbedanken wir uns!Welche Rolle spielt Community-Zusammenhalt fürden QHM?Eine entscheidende! Ohne das Engagement vielerEinzelpersonen und Organisationen wäre der QHMnicht möglich. Menschen bringen sich mit Veranstaltungen,Werbung oder organisatorischer Unterstützungein. Besonders beeindruckend ist die Bereitschaft zurZusammenarbeit. Viele Institutionen, wie die AidshilfeHamburg, das Frauen- und Lesbenarchiv DENKtRÄUME,das HIQFF, unterstützen uns, indem sie für uns werbenoder Veranstaltungen mit queer-historischem Fokusgestalten. Die Bücherhallen Hamburg oder dasBüchercafé Kapitel III bauen thematische Büchertischeauf. Das zeigt, dass der QHM nicht das Projekt Einzelnerist, sondern von vielen Schultern getragen wird.Was wünschst du dir für die Zukunft des QHM?Wir möchten, dass der QHM weiter wächst und sichlangfristig in Hamburg etabliert. Wir hoffen, dassimmer mehr Menschen sich beteiligen, sei es alsBesucher*innen oder Veranstalter*innen. Unser Zielist es, queere Geschichte dauerhaft in das kulturelleGedächtnis der Stadt einzuschreiben und einen festenPlatz in der öffentlichen Wahrnehmung zu schaffen.Dazu gehört auch, dass wir weiterhin Netzwerkeaufbauen und uns mit anderen Städten und internationalenInitiativen austauschen.Was möchtest du abschließend noch los werden?Ein riesiges Dankeschön an alle, die den QHM möglichmachen – sei es durch aktive Beteiligung, organisatorischeUnterstützung oder das Teilen von Wissen.Es ist beeindruckend zu sehen, wie viele Menschenbereit sind, sich für queere Geschichte zu engagieren.Diese Energie zeigt, dass wir als Community starksind und gemeinsam viel bewirken können. Wer sicheinbringen möchte, ist herzlich eingeladen, den QHMmitzugestalten!*Interview: Christian Knuth

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