18 KULTURVARIETÉCHRIS KOLONKO – „BIG LOVE“„Ein neues Risiko eingehen“Zur Zeit zieht Chris Kolonko mit seiner Varietè-Show „Big Love“ in Hannover das Publikum in seinen Bann. Anseiner Seite immer die große Stimme von Bridget Fogle, die mit ihrem gleichnamigen Dance- und Disco-Hit denTitel und das Thema vorgibt, sowie eine Vielzahl spektakulärer Artist*innen, die auf der Bühne ihre Leidenschaftleben. Und selbstverständlich hat der Travestie- und Drag-Star Kolonko auch seine gute Freundin und Alter EgoBerta eingeladen, allen die Show zu stehlen …FOTO: DOMINIK JUNKER„Big Love“ lief ja schon erfolgreich inMünchen. Ist es jetzt in Hannover diegleiche Show?Es hat sich ein bisschen etwasverändert, allein schon räumlich. Wirhaben hier in Hannover eine sehrbreite Bühne, so ergibt sich ein andererGesamteindruck, mehr eine Clubatmosphäre,was auch sehr schön ist.Aber so entstehen Herausforderungenalles entsprechend zu stagen, dassalle richtig im Licht stehen. Und es gibtneue Artisten im Programm, die miteingearbeitet werden und so auch dieShow weiterentwickeln. Und auch Bertahat einen neuen Anstrich – sie kommtjetzt direkt vom Bahnhof mit ihremKoffer und vielen Sachen darin. Damit istsie abwechslungsreicher.Ein Programm, das also immer im Flussist …Für mich gibt es nicht schlimmeres, alsjeden Tag nur das Gleiche zu machen.Klar, in den ersten zwei Wochen spieltman nach Plan und hält sich an dieTexte, bis die Techniker wissen, was sietun müssen – dann kann man freierwerden und Nummern aufwerten. Undsehen, wie reagiert das Publikum,wann geht vielleicht Energieverloren …? Alles ein Balanceakt.Eure Artisten – wo habt ihrsie überhaupt gefunden undwarum gerade die?Da gibt es ganz viele Wege.Viele Artisten schreiben michtatsächlich direkt an. Früherhaben sie ihre DVDs verschickt.Und GOP showconcept, dieverantwortlich sind für den Cast, sindviel unterwegs und suchen Nachwuchstalente.Es geht gar nicht nur umHochleistungssport, sondern um dasKostüm, die Ausstrahlung. Manchmalsuchen wir gerade echte Typen, wiezum Beispiel einen Macho und eineSupertussi, um genau diese Rollen zubesetzen. Wir denken hier in einemgrößeren Rahmen, damit es nicht nurein Nummernprogramm wird. Da helfenauch viele Zufälle beim Finden. Man wirdzum Beispiel zu einer Show eingeladenund sieht eine Nummer, die vielleichtzuerst nicht passt und die man trotzdemim Hinterkopf behält und möglicherweiseruft man später doch an …Du schlüpfst ja in mehrereRollen an einem solchen Abend undhast mehrere Aufgaben. Welche ist dirdie liebste? Oder sind es alles Facettendeiner selbst, die ausgelebt werdenwollen?Ist immer ein bisschen tagesabhängig.Wenn du gut drauf bist, ist Berta zumBeispiel eine Knallerrolle. Aber wennman sich sentimental fühlt, sind eseher die soften Songs und Balladen,die einen durch die Show tragen. Ichversuche in diesen Mix-Shows mich indas fallen zu lassen, was mich berührt.Ich muss die Lieder sowieso spüren,sie dürfen nicht nur zum ProgrammFOTO: DOMINIK JUNKER
KULTUR 19passen. Ich spiele so einen Song ja inzwei Monaten fast neunzig mal – wennder dir nach zehn Auftritten auf denSack geht, hast du ein Problem. (lacht)FOTO: DOMINIK JUNKERGeht es euch nur um Unterhaltungoder wollt ihr eurem Publikum nochmehr mitgeben?Ich glaube schon. Wir haben damalsum den Titel herum die Show entwickelt,um Bridgets Song „Big Love“, aber dasThema Liebe ist ja nicht die neuste Erfindungund wir wollten hier keine dramatischenGeschichten. Wir haben immerversucht da mehr anzubieten, wie mitBerta und ihrer Liebe, die ihr Karl-Heinzgewesen ist und so berichtet sie über ihnund all ihre Liebhaber. Und sie war ja einShowgirl – in das ich mich verwandle.Denn das war ihre wirklich große Liebe.So kommen wir auch zu meiner Personund meiner Leidenschaft auf der Bühnezu sein. Und meiner Message, dass mansich im Leben darauf konzentrieren soll,was einem gut tut. Vielleicht auch maljemanden verlassen. Vielleicht ist esdoch nicht der richtige Job? Ein neuesRisiko eingehen. Wir sind ein bisschenein Spiegel, aber keiner der Zeit. Wirwollen leichte Unterhaltung sein – dochwer einen Sinn sucht, der kann einenfinden, jeder hat die Chance da etwasrauszuziehen. Aber es darf auch einfachein Traum sein: Ein schönes Essen, eineschöne Show!Wo kann man „Big Love“ in Zukunftnoch erleben?Noch in Essen und Bremen in diesemWinter und nächstes Jahr zwei Monatein Bad Oeynhausen. Ich sammele beidieser Show ja immer das Publikum einund spiele dann mein Soloprogramm ineiner anderen Location. (lacht)*Interview: Christian K. L. FischerBig Love, bis zum 4.5., GOP Varieté-Theater Hannover, www.variete.de/hannover/programm/big-love
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