10 SZENEQUEER HISTORY MONTH08.08.2017, Neuengamme, ehemaliger Arrestbunker, Foto: Alexander Glaue80-JAHRE BEFREIUNGKZ-NEUENGAMMEAm 4. Mai 2025 gedenken wir ab 16 Uhr in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme (TreffpunktArrestbunker) der homosexuellen NS-Opfer. Hunderte, nach §175 StGB deportierte Männerstarben. Ein Gespräch mit Dr. Gottfried Lorenz.Was habt ihr für das 80-jährige Gedenkenin Neuengamme geplant?Die Veranstaltung wurde auf Anregungvon Senatsdirektor Pitz ins Leben gerufen.Ich wurde gebeten, die Organisationzu übernehmen. Es ist ein Teil derGedenkstättenarbeit und findet am 4. Maianlässlich der 80-jährigen Befreiung desKZ Neuengamme statt. Die Veranstaltungdauert von 16 bis 17:30 Uhr und wirdvon verschiedenen Initiativen getragen.Beteiligt sind die Stolpersteininitiative (UlfBollmann), Mira-Kristin Saitzek von Queer-HistoryMonth, Klaus-Dieter Begemann fürdas mhc sowie ich für die Denkortinitiative.Interessiert das die Menschen noch?Dieses Gedenken muss interessieren.Wir stellen nicht die Frage, ob es geradegefragt ist oder nicht, sondern setzen unsbewusst für dieses Erinnern ein. Deshalbengagieren wir uns für diese Veranstaltungin Neuengamme. Du weißt ja selbst,dass Neuengamme von Hamburg ausrelativ weit entfernt liegt. Ich brauche vonGlinde aus fast so lange dorthin wie nachBerlin. Deshalb wird die Veranstaltungauch gezielt beworben. Unterstützt wirddie Veranstaltung von der gesamtenqueeren Community Hamburgs.Welche Rolle spielt Forschung für eureArbeit?Unsere wissenschaftliche Arbeit bildetdie Basis für das Erinnern. Ohne fundierteForschung wäre es schwierig, diehistorischen Zusammenhänge klar zuvermitteln. Gerade in einer Zeit, in derErinnerungskultur wieder verstärkt unterDruck gerät, ist es umso wichtiger, dasswir faktenbasiert und gut vorbereitet andie Öffentlichkeit treten.Die Verfolgung Homosexueller hattegerade in Hamburg nicht nur in dernationalsozialistischen Zeit, sondernauch danach in der Bundesrepublikeine traurige Tradition. Trotz langerSPD-Regierung. Kannst du darauf etwasnäher eingehen?Du wirst mich nie sagen hören, dass nurdie Rechten homophob waren und dieLinken homosexuellenfreundlich. Das isthistorisch einfach nicht korrekt. DetlefGrumbach beschreibt das sehr schön inseinem Aufsatz „Die Linke und das Laster“.Auch die Linke betrachtete Homosexualitätlange Zeit als moralisches Problem.Meine persönlichen Erfahrungen zeigen,dass ich zu konservativen Personen privatoft ein besseres Verhältnis hatte als mitsogenannten Progressiven, die mir ihreVorurteile über (dekadent, unnormal)bereitwillig mitzuteilen pflegten undverteidigten, dass Homosexuelle von denLinksparteien weder in der VVN noch alsOdF akzeptiert wurden. Und die gewerkschaftlichorganisierte Proletarier-Jugendmachte sich nicht selten einen „Spaß“,Schwule zu ticken.Nach dem Krieg wurde Max Brauer (SPD),alter Arbeiterführer und ehemaligerOberbürgermeister von Altona, zumErsten Bürgermeister gewählt. IhnFOTO: RÜDIGER TRAUTSCHautoritär und zugleichhomophob zu nennen, trifft den Nagelauf den Kopf. In den anderen Parteiensah es nicht besser aus. Fiete Dettmervon der KPD, einst Gesundheitssenator,lehnte alle Homosexuellen strikt ab –begründet mit schlechten Erfahrungen inKonzentrationslagern.Das Bedrückende ist, dass die homophobePolitik in Hamburg nicht vonden alten Nazis betrieben wurde (dieim Übrigen damals altersmäßig in den„besten Jahren“ waren), sondern von derHamburger Stadtführung, den Senatorenund der Bürgerschaft. Das Tanzverbotin Schwulenkneipen war hamburgtypisch,gab es weder in Bremen nochHannover. Und auch die Einführung derEinwegspiegel auf Klappen (öffentlichePissoirs, die von Schwulen zur Anbahnungvon Kontakten aufgesucht wurden) warin der Bürgerschaft auf offene Ohrengestoßen. Öffentlich aufgedeckt wurdensie schließlich, nachdem man über derenExistenz lange gemunkelt hatte, vonCorny Littmanns Spiegelaktion (1980).
SZENE 11Und es waren Hamburger Senatoren, sie eine Entschädigungschwuler KZ-Opfer strikt ablehnten. Die „alten Nazis“dienten vielfach als Feigenblatt für eigenes Versagen.Ende der 1990er-Jahre dachten viele, der Rechtsradikalismussei besiegt. Heute sieht das anders aus. Wiekonnte es dazu kommen?Ein wesentliche Grund ist die Geschichtsvergessenheit.Das ist alles lange her, gehe uns nichts mehr an. Wirsehen in die goldene Zukunft; mit uns zieht die neue Zeit!Seit Jahren warne ich bei Vorträgen vor einem Zurückdrehendes Erreichten. Aber außer -vielleicht – einerSchrecksekunde tut sich nichts. Man schiebt die Schuldan 1933 auf die bösen Vorfahren, reflektiert aber nicht, wiees dazu hatte kommen können. Und hat auf einmal inden USA oder Ungarn ein Beispiel, wie schnell ein demokratischerStaat kippen kann und sich Opportunismusbreit macht. Denunzianten werden sich bald einstellen.Die ‘68-er haben Verdienste, aber sie pflegten auchein selektives Geschichtsbild. Alles, was nicht in ihreZielvorstellungen passte, war rechtsradikal, ging von Nazisaus. Der inflationäre Gebrauch dieser Begriffe führt dazu,dass, dass man sie kaum noch verwenden kann: Wer istnicht alles homophob, häufig gepaart mit antisemitischund somit rechtsradikal? Trump, Fico (Sozialdemokrat),Ungarn (Nationalist), China (nach eigenem Verständnisauf dem Boden des Marxismus-Leninismus), Dudain Polen (katholisch), Putin (großrussisch) und inDeutschland AfD und BSW, die aus ganz verschiedenenpolitischen Richtungen kommen.Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist problematisch, weil esDifferenzierung verhindert. Wir müssen uns kritisch fragen:Haben wir uns wirklich mit der Vergangenheit auseinandergesetztoder sie nur oberflächlich als abgeschlossenbetrachtet? Ich fürchte, wir waren zu selbstzufrieden.Viele ältere Homosexuelle lehnen den Begriff „queer”ab. Warum?Viele Schwule, vor allem ältere, fühlen sich nicht mehrwertgeschätzt. Plötzlich stehen andere Gruppen im Fokus,mit denen sie wenig Berührungspunkte haben. Das sorgtfür Spannungen. Dies ist durchaus vergleichbar mit derBevölkerung der DDR, deren Lebensentwürfe seit 1990 vonWestdeutschen nicht wertgeschätzt wurden – mit dendaraus resultierenden politischen Folgen. Ich plädierefür eine einheitliche queere Community und nicht fürzahlreiche kleine Communities, die nebeneinander agieren.Das hat die Hamburger Community auch absolutbeeindruckend im Prozess um die Schaffung des „Denkortfür sexuelle und geschlechtliche Vielfalt” gezeigt.Der Denkort ist bewusst als Ort gemeinsames Erinnerngeplant. Warum?Wir haben es in Hamburg geschafft, diese Debatten ohnegroße Konflikte zu führen, was nicht selbstverständlichist. Verfolgung war vielfältig. Natürlich gibt es historischeUnterschiede: Lesben wurden nicht nach Paragraph175 verfolgt, aber oft als „asozial“, als Prostituierte“stigmatisiert. Transvestiten stellten für die Strafverfolgungein eigenes Problem dar. „Nicht-binär“, „inter“, „transMenschen“ fehlten im juristischen, medizinischen, sozialenund allgemeinen Sprachgebrauch. Es darf nicht darumgehen, Opfergruppen gegeneinander auszuspielen.Unser Ziel ist ein Gedenken, das alle queeren Verfolgungsgeschichtensichtbar macht.ÄRZTE■ Dr. med. Andreas BritzFacharzt für Dermatologie undVenerologie, Haut- und Lasertherapie –kosmetische-ästhetische Dermatologie,Alfredstraße1 1, & 44809812,praxisklini@dr-britz.dewww.dr-britz.de■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,Allgemeinmedizin, Reise-Medizin, HIV,Hepatitis, STD,Damnmtorstr. 27, & 35715638,www.dammtorpraxis.de■ ICH Grindel,Dr. med. Thomas Buhk,Dr. med. Stefan Fenske,Dr. med. Guido Schäfer,All gemeine und Innere Medizin, HIV,Hepatitis, STD,Grindelallee 35, & 4132 420,www.ich-hamburg.de■ ICH Stadtmitte,Dr. med. Axel Adam,Stefan Hansen,PD Dr. med. Christian Hofmann,Dr. med. Michael Sabranski,Dr. med. Carl Knud Schewe,Allgemeine und Innere Medizin, HIV,Hepatitis, STD,Glockengießerwall 1,& 28004200,www.ich-hamburg.de■ Medizinisches VersorgungszentrumHamburg,Prof. Andreas Plettenberg,Dr. Albrecht Stoehr,Prof. Jörg Petersen,Dr. Peter Buggisch,HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,Lohmühlenstr. 5, Am AK St. GeorgHaus L, & 28407600,www.ifi-medizin.de■ Urologische PraxisOliver Neubauer,Facharzt für Urologie,Herthastr. 12, & 64224500,www.urologe-hamburg.com■ Josef Stuch, Dr.All gemeinmedizin,Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060■ Dr. med. Martin Eichenlaub,Facharzt für Neurologie,Nervenheilkunde, Psychiatrie u.Psychotherapie,Elbgaustr. 112., & 841084,www.nervenarzt-eichenlaub.de■ Dr. Roy Heller,Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,Suchtmedizin, Psychotherapie,HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36, &4300890■ Dr. med. Welf Prager &Partner,Dermatologie,ästhetische Dermatologie,operative Dermatologie,Allergologie, Phlebologie,Lasermedizin,Hemmingstedter Weg 168,& 040 81 991 991www.derma-hamburg.deGESUNDHEITIN HAMBURGZAHNÄRZTE■ Martin Schuh,Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,www.zahnaerzte-eidelstedt.de■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,Holsteiner Chausee 267, & 55505962,www.zahnaerzte-schnelsen.deCOACHING■ Markus Bundschuh,Gestalttherapeut-Psychotherapie(HPG), Müggenkampstr. 29,& (0179) 5270700,www.therapie.de/psychotherapie/bundschuh■ Ruthemann Coaching,Heilpraktiker f. Psychotherapie,Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,www.ruthemann-coaching.de■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,Systemischer Berater&TherapuetDSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,& 04532-2045500,www.familyspirits.deAPOTHEKEN■ Apotheke am H auptbahnhof,Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,& 241241■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,Lange Reihe 39, & 245044■ Epes Apotheke,Lange Reihe 58, & 245664■ Engel Apotheke,Steindamm 32, 20099 Hamburg,& 245350, info@engelapotheke.netPSYCHOTHERAPIE■ Sebastian Fichtner,Heilpraktiker für Psychotherapie,Bindungsorientierte Einzel- und Paartherapie,Poststraße 3, Itzehoe,& 0157 5209344,Psych.Fichtner@gmail.com,www.psych-fichtner.de■ Stefan Rozyczka,Heilpraktiker für Psychotherapie,direkt am Bahnhof Altona,Schmarjestraße 52,& 040 65 0 66 77 0,www.traumapraxis-hamburg.de■ Markus Bundschuh,Gestalttherapeut-Psychotherapie(HPG), Müggenkampstr. 29,& (0179) 5270700,www.therapie .de/psychotherapie/bundschuh■ Christian Perro, Dr. med.,Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,& 464554■ Kurt Strobeck,Dr. med. Facharzt Psychiatrie undPsychotherapie, Ferdinandstr. 35, &32527214Buchen Sie ihren Listing Eintrag:christian.fischer@blu.fm*Interview: Christian Knuth
REISEFOTO: IDRIS EVANS FOR CAPITA P
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Musik: Achim Hagemann,Thomas Zaufke
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