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GAB Dezember 2016

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BÜHNE 20 FOTO: P. KNOCH

BÜHNE 20 FOTO: P. KNOCH ANGST, DASS „DIE TÜRKEN“ SAUER AUF DICH SIND? Na ja, Humor ist Geschmackssache. Wer es nicht schnallt, der schnallt es eben nicht. Ich mache ja nichts, was jemanden beleidigen soll, ich spiele nur mit Vorurteilen. Mein Vater und meine Mutter feiern mich, das ist toll! STECKT IN DIR EIN BISSCHEN JILET AYSE? Natürlich! (lacht) DÜRFEN WIR OHNE SCHLECHTES GEWIS- SEN ÜBER JILET LACHEN? Ihr sollt bitte! In Deutschland traut man sich so vieles nicht. Oder man diskutiert über den „Gaucho-Tanz“, als ob das Rassismus sei. Blödsinn! Rassismus ist das, was bei den „Döner-Morden“ passiert ist. Es sind keine Döner gestorben, sondern Menschen! Mich interessiert, was mit all den Akten passiert ist ... DAS macht mich wütend und sprachlos. Idil Baydar ist eine der besten Comedians, die es in Deutschland gibt. Ihre Bühnenfigur Türkin Jilet Ayse – solariumbraun, im Stöckelschuh im Trainingsanzug und gerne auf Krawall aus – ist eine treffende Karikatur der Mädels, die mitunter die Berliner U-Bahnfahrt „bereichern“. Das Schlimmste, das Jilet passieren kann: Der Handy-Akku ist leer. „Lesen und Schreiben? Es genügt doch, wenn einer in der Familie das kann!“ und „Deutschland, ich brauch dich für mein HARTZ 4“ – solche Sätze provozieren. Und in ihrem Stück „Deutschland, wir müssen reden!“, das im November in „Minderheiten müssen zusammenhalten!“ IDIL BAYDAR Mainzer Unterhaus zu sehen ist, kommen die am laufenden Band. SCHWULE KENNEN VORURTEILE ZUR GENÜGE. DU SICHER AUCH. KANN MAN DIESE DURCH SOLCHE ÜBERSPITZUNG ENTKRÄFTEN? Zumindest kann man sie aufzeigen, auch wenn es wünschenswert wäre, dass man sie so ausräumen kann. Dass viele Deutschen denken, dass Türken wie Bakterien Kinder kriegen, steht ja so im Raum. Indem ich es auf der Bühne ausspreche, kann ich einen Denkprozess starten. Hoffe ich. WELCHE VORURTEILE HAT JILET GEGEN- ÜBER SCHWULEN? Dass sie gut Haare und Klamotten können. (lacht) Mir ist es aber wichtig, dass das auf der Bühne auftaucht. Für die türkische Szene ist das schon ein Schritt, dass Homosexualität einfach so thematisiert wird. Dabei ist es wichtig, dass Minderheiten zusammenhalten, Seite an Seite, nicht gegeneinander! ... UND DU? Nein. Ich bin mit Schwulen und Lesben aufgewachsen. Und sollte ich Vorurteile bei mir entdecken, dann versuche ich, mich von ihnen zu lösen! HATTEST DU AUCH SCHON HOMO- SEXUELLE ERFAHRUNGEN? Natürlich habe ich schon mal eine Frau geknutscht. Es kam aber nie so richtig zur Blüte! (lacht) Ich denke, dass bisexuell das richtige Normal ist! WAS WÄRE DEIN RAT AN EINEN TÜRKEN IM COMING-OUT? Tu es! Tu es für dich! Nichts ist schlimmer als unglückliche Menschen. Es ist dein Leben und dein Geschenk. Umgib dich mit Menschen, die dich unterstützen, nicht mit denen, die draufhauen. Und wenn du mit der Familie brechen musst, tu es trotzdem. Es kann sich auch wieder einrenken. Idil Baydar: Deutschland, wir müssen reden!, 21. und 21.12., Unterhaus, Münsterstr. 7, Mainz, 20 Uhr, www.idilbaydar.de, www.unterhaus-mainz.de •Interview: Michael Rädel

21 BÜHNE Museum Sinclair Haus FAST FASHION VS. SLOW FASHION „Die zweite Haut“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Museum Sinclair Haus zu Oberfläche, Hülle und Verletzlichkeit. Die Haut übernimmt Schutzfunktionen und die natürliche Abgrenzung zur Umwelt, ermöglicht durch ihre Sensibilität gleichzeitig aber auch die Interaktion zwischen Menschen. Ähnlich verhält es sich mit Kleidung: Als „zweite Haut“ hilft sie, Umwelteinflüsse wie Kälte oder Wärme zu regulieren, mit der Wahl der Bekleidung sendet man immer auch Botschaften aus – Kleider machen eben Leute! Zur Ausstellung mit Fotografien, Bildern und Kleidungsstücken gehört daher ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, in dessen Rahmen sich am 7.12. die Professorin Martina Glomb kritisch mit dem heutigen Mode-Business auseinandersetzt. Fortschreitende Globalisierung, ungerechte Ressourcenverteilung, ein Markt der immer schneller wechselnden Trends und der Druck der Umsatzsteigerung lassen Natur und Menschenwürde leiden. Aber was kann man gegen Verschwendung und Ausbeutung tun? Martina Glomb zeigt Strategien, Beispiele, Experimente und Visionen. Glomb war selbst als Designerin tätig und hat unter anderem für die Grande Dame des London-Punk Vivienne Westwood gearbeitet. Auch Westwood hat sich schon vor Jahren dem Umweltschutz verschrieben und inzwischen die aktive Arbeit des Designens ihrem Mann Andreas Kronthaler überlassen, um sich ganz ihren vielfältigen politischen Projekten zu widmen. Eines ihrer Mottos: „Buy less, choose well, make it last“. •bjö 7.12., Museum Sinclair Haus, Löwengasse 15, Bad Homburg, 19 Uhr, www.altana-kulturstiftung.de VERKEHRTE WELT? IM WERK „KILLED TO BE DRESSED“ DER KÜNSTLERIN DEBORAH SENGL SCHMÜCKT SICH EIN FUCHS MIT MENSCHLICHER HAUT UND KÖRPERTEILEN. DEBORAH SENGL „KILLED TO BE DRESSED“, 2010, © DEBORAH SENGL, PRIVATE LEIHGABE ... Grosse Gallusstrasse 1 – 7 60311 Frankfurt am Main www.kuechenplan.com

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