INTERVIEW 36 RHEIN-MAIN NECKAR FOTO: OVERLINE.TV Mr. Fetisch Hessen: LORENZ Lorenz heißt der neue Mr. Fetisch Hessen, der Ende Juni bei der Leather Odyssey des FLC gewählt wurde. Der aufgeschlossene 27-Jährige lebt seit sechs Jahren in Frankfurt. Im Interview erklärt er, wie wichtig der Zusammenhalt innerhalb der Fetisch- Community ist und wieso wir wieder lernen müssen, trotz aller Unterschiede zueinander zu finden. Lorenz, erstmal herzlichen Glückwunsch! Dein Bewerbungsmotto lautete „Fetisch lässt uns zusammenwachsen“ – das kann man ja doppeldeutig lesen: „zusammenwachsen“ oder „zusammen wachsen“. Wie siehst du das? Das war genau mein Ziel, dass man darüber nachdenkt. Ich möchte beide Bedeutungen vertreten. Mit „Fetisch lässt uns zusammen wachsen“ meine ich Folgendes: Im Fetisch gibt’s ja so viele Bereiche, und wenn man Erfahrungen sammelt und herausfindet, was einem Spaß macht oder was man nicht mag, da wächst man einfach an sich selbst. Mir persönlich ging es so, dass ich dadurch unglaublich viel Selbstvertrauen gewonnen habe. Das wäre die eine Bedeutung. Die andere „Fetisch lässt uns zusammenwachsen“, also zusammengeschrieben, da wollte ich dieses Community-Thema hervorheben, das ich selbst und auch bei einigen anderen erlebt habe, die ich an den FLC rangeführt habe: man hat eine ganz, ganz tolle und vor allem tolerante und verständnisvolle Community. Mit dem FLC habe ich gelernt, dass Fetisch okay ist und das es noch viele andere gibt, die so denken und so fühlen und diese Leidenschaft haben. Ist Fetisch bei dir immer sexuell konnotiert oder fließt der Fetisch auch anders in deinen Alltag ein? Natürlich hat es auch eine sexuelle Komponente, klar. Wenn mein Gegenüber in Gummi oder in Leder gekleidet ist, finde ich das attraktiver, als wenn er nichts anhat. Aber zum Beispiel nach einem stressigen Tag auf der Arbeit oder auch wenn ich einfach so zu Hause bin und gar kein sexueller Hintergrund dabei ist, kleide ich mich gerne einfach mal komplett in Leder oder in Gummi, wie andere vielleicht eine Jogginghose anziehen, und lege mich gemütlich aufs Sofa. Für mich fühlt sich das einfach sehr, sehr gut an und gibt mir ein angenehmes Gefühl auf der Haut. Dann kann ich sehr gut abschalten. Welches ist dein Projekt, für das du dich als Mr. Fetish Hessen einsetzen möchtest? Ich habe eigentlich drei Ziele, für die ich mich einsetzen möchte. Erstens möchte ich mehr Menschen dazu bringen, sich zu trauen, in die Community zu kommen, um ihre Wünsche und Fantasien kennenzulernen, sie ausleben zu können und Teil dieser tollen Gemeinschaft zu sein um sich – genau wie es auch bei mir war – viel wohler damit zu fühlen, viel selbstbewusster zu werden und viel mehr Rückhalt zu haben. Der zweite Punkt ist, dass ich mich ganz stark gegen Ausgrenzungen innerhalb der Fetisch-Community engagieren möchte, sei es zu Beispiel Age-Shaming oder auch Body-Shaming. Ich möchte dazu motivieren, toleranter zu sein und aufeinander zuzugehen. Dafür würde ich gerne die Vielfalt der Fetisch-Community vorstellen, in Form von kleinen Filmportraits auf Insta, in denen ich verschiedene Personen vorstelle, die vielleicht einen besonderen Fetisch haben, die vielleicht übergewichtig sind, jung, alt oder vielleicht trans sind. Also, die ganze Vielfalt und nicht nur Stereotype zeigen. Fetisch ist mega-vielfältig. Der dritte Punkt wäre, die Vernetzung der Fetisch-Szene voranzutreiben. Da kann ich mir auch gut vorstellen, mit Partnervereinen auch aus anderen Städten zusammenarbeiten. In Frankfurt gibt‘s nicht mehr so viele Möglichkeiten für zum Beispiel Fetisch Partys, und da kann man einfach die Connections zu den Partnervereinen noch mehr nutzen. Fetisch ist ja inzwischen auch auf vielen Partys angekommen, in Form von „Club-Fetisch“, also zum Beispiel eine kurze Hose mit einem Harness kombiniert. Wie siehst du das? Da gibt es ja immer wieder diese Diskussionen, ist das jetzt „richtiger“ Fetisch oder nicht? Da würde ich vielleicht eine Unterscheidung machen. Einmal gibt‘s Räume, wo sich Leute treffen, die nicht ausschließlich aus der Fetisch-Szene kommen, wo Fetisch aber toleriert wird oder
RHEIN-MAIN NECKAR 37 manchmal sogar gewünscht ist. Da hat man die Chance, sich gegenseitig kennenzulernen. Das ist wie bei unseren offenen Fetisch-Treffs oder beim Fetish Pub Crawl. Und ich finde es wichtig, dass wir nicht immer nur unter uns bleiben. maincheck_up Dann gibt‘s die Räume, die explizit nur für die Fetisch- Szene da sind, also Fetisch Partys wie die Approved des FLC, oder Events wie Folsom oder Easter Berlin, wo die Besucher gerne Full-Gear tragen. Das gibt mir als Fetischkerl noch mal viel stärker so ein warmes Gefühl von Community und Geborgenheit, von wirklicher Verbundenheit. Nicht dass ich die anderen Events oder Partys schlechtreden will, aber man muss das einfach unterscheiden. Und es ist wichtig, dass es diese beiden Räume gibt. Hast du selbst Erfahrungen mit Ausgrenzung in der Fetisch-Community gemacht? Naja, ich bin ja noch recht jung, und ich spiele im SM-Bereich gerne auf der Top-Seite. Und da gibt‘s schon einige, die sagen: Was willst du junger Typ denn hier? Dich kann man doch gar nicht ernst nehmen! Ich finde das sehr schade. Ich bin jetzt nicht der muskelbepackte Proll, aber Top ist halt das, was mir Spaß macht. Akzeptiert mich doch bitte einfach so, wie ich bin, ich akzeptiere euch ja auch. Ich will zeigen, dass ein Master nicht nur ein breit gebauter Herr in gewissem Alter und ein junger Typ immer nur der Sub ist. Was ich mit großer Sorge beobachte, ist, dass die Kommunikation zwischen den ich sag jetzt mal in Anführungszeichen „älteren Lederkerlen“ und der „jungen Puppy-Community“ nicht so gut ist. Ich habe zu beiden Gruppen zum Glück einen sehr guten Draht. Ich denke, die Fetisch-Community ist nur ein kleines Teilstück der großen queeren Community, und wenn wir jetzt da anfangen, uns in noch kleinere Gruppen aufzuspalten, dann finden wir halt irgendwann überhaupt nicht mehr zusammen. Was uns alle verbindet, ist doch der Fetisch, der Kink. Und den lebt der eine in Leder aus, der andere als Puppy, der andere in Rubber. Aber die Freiheit, das überhaupt tun zu können, ist ein kostbares Gut, und das müssen wir als Gemeinschaft erhalten. Was mir wichtig ist: Man muss nicht jeden in der Community attraktiv finden oder mit jedem was machen wollen, aber man sollte trotzdem für den anderen interessieren und offen und tolerant bleiben. Einfach mal fragen, was machst du, was erlebst du, was ist für dich so interessant an deinem Fetisch. Wenn ich immer nur die Leute anspreche, von denen ich sexuell was will, dann wäre ich ja sehr schnell auch irgendwie ganz schön einsam! Was ist die Message an die Community zum CSD 2024? Meine Message zum CSD lautet: Traut euch, trefft euch, tut euch gut, habt Spaß miteinander und – ganz wichtig – passt aufeinander auf! www.flc-frankfurt.de www.instagram.com/fetish_hero/ Interview: Björn Berndt Das komplette Interview gibt’s auf www.männer.media/regional/gab
88 reise Seit vielen Jahrzehnten gi
90 reise FOTO: SAM MCGUIRE / RAINBO
advertorial FOTO: WELTWÄRTS / ANNE
eise Österreich Queeres Hotel erö
eise Hudson Valley Tal der Vielfalt
REISE Mallorca Traumziel Mallorca i
REISE FOTO: KAUPO KALDA/VISIT ESTON
REISE FOTO: HÉLÈNE HAVARD/TAHITI
REISE Von Dubrovnik über Albanien
eise ADVERTORIAL NP-DE-HVU-ADVR-230
URLAUB ZUHAUSE 2 MONATE GRATIS* SOM
Laden...
Laden...