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blu März / April 2025

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MUSIKINTERVIEWFOTO: G.

MUSIKINTERVIEWFOTO: G. HOHENBERGLOUIS PHILIPPSON:„Ich trage einfach die Sachen, die ich gut finde.“Für seinen Auftritt bei „Night of the Proms“ in Hamburg hat Louis Philippson ein Outfit gewählt, das an MichaelJackson erinnert: eine rote Lederjacke, dazu eine schwarze Lederhose. In der Tat ist der Pianist seit seiner Kindheitein Fan des King of Pop. Er habe aber nicht seinen Look inspiriert, sagt er: „Als ich als Klassikkünstler auf eine Popbühnegegangen bin, wollte ich Rot tragen, weil das eine mutige Farbe ist.“Louis Philippsons Biografie ist ziemlichbeeindruckend. Er studiert parallelKlavier und internationale Wirtschaft.Natürlich gibt er Konzerte, nebenherhat er sein Debütalbum „Exposition“eingespielt. Auf TikTok ist der Pianist ausMühlheim an der Ruhr zudem als ContentCreator aktiv, Toggo engagierte ihnals Host für „Toggomania“. Wie schafftder 21-Jährige das bloß? „Zeitmanagementwar schon immer mein Ding“, sagter im Videointerview. „Ich mag diesesMultitasking und habe viele Interessen,die ich alle so gut wie möglich pflegenmöchte.“Einen vollen Terminkalender zu haben,damit ist er seit seiner Kindheit vertraut.Nachdem seine Eltern sein allererstesKonzert auf YouTube öffentlich gemachthatten, bekam er mit sieben einenPlatz als Jungstudent an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik inDüsseldorf. Fortan führte er quasi einDoppelleben. Vormittags war LouisPhilippson in der Schule, mit seinen Klassenkameradenhörte er eher Hip-Hop.Nachmittags regierte dann klassischeMusik.Dass der Sohn einer Lehrerin und einesIngenieurs mit ganz unterschiedlichenStilen aufgewachsen ist, zeigt sichauch auf seiner ersten Aufnahme. Mit„OMG“ interpretiert er einen Song derK-Pop-Band NewJeans, „A Town Withan Ocean View“ oder „Lover‘s Oath“sind Anime-Klassiker. Mit „Dragon‘sLullaby“ und „Paulette“finden sich sogar ein paarEigenkompositionen auf„Exposition“. Bei den klassischenWerken hat LouisPhilippson nicht etwa aufdie ursprünglichen Werkevon Tschaikowsky oderMahler zurückgegriffen,sondern auf Variationen.„Gewiss sind dieOriginale sehr schön“,versichert er. „Aberdie neuen Versionenkönnen andere Facetten eines Stücksbesser herausstellen.“ Dennoch entferntsich Louis Philippson nicht dauernddeutlich von jeder Komposition. MozartsKlaviersonate Nr. 13 in B-Dur erkennt mandurchaus wieder: „Wenn ich den drittenSatz spiele, entdeckt man kaum eineVariation. Das ist eigentlich pure Klassik.“Streng genommen lässt sich abernicht jedes Werk in der Klassik verorten,stilistisch sitzt „Exposition“ zwischen denStühlen. Vornehmlich lehnen sich dieStücke à la Ludovico Einaudi mit rechtentspannten Klängen an Neoklassikan. Popelemente gibt es ebenfalls. „Ichwürde kein bestimmtes Label aufdruckenwollen“, erklärt der Musiker selbst.„Für mich ist das einfach ein Louis-Philippson-Album.“ Offenbar soll es eherjüngere Menschenansprechen,genau wie derTikTok-Kanal desPianisten. SeineIntention sei esgewesen, seineLeidenschaft mitanderen zu teilen,stellt Louis Philippsonklar: „Es ist großartig,dass ich damit nunmeine Generationerreiche.“Um Gen Z noch mehr an sich zu binden,will der Musiker in Zukunft einiges etwaslockerer angehen. Während er früherganz korrekt im Frack mit passenderFliege aufgetreten ist, möchte er seinenLook nun ein wenig modernisieren:„Ich trage einfach die Sachen, dieich gut finde.“ Außerdem hat er sichvorgenommen, auf der Bühne nahbarerzu werden: „Weil ich Menschen liebe,möchte ich auch ein bisschen mit ihnenreden. Ich werde ab und zu ein paarDinge erklären.“ * Dagmar Leischow

JENEBA Kanneh-Mason – „Fantasie“DEBÜTDie 22-jährige Pianistin Jeneba Kanneh-Masonstellt bevorzugt Programme zusammen, diemöglichst verschiedenartige musikalischeLandschaften durchqueren. Auf ihrem Debüt-Soloalbum „Fantasie“, das am 7. März beiSony Classical erscheinen wird, nimmt sie ihreHörer*innen mit auf eine Reise, die Verbindungenzwischen den Klangwelten verschiedenerKomponist*innen erforscht – unabhängigdavon, ob diese sich begegneten, einanderbeeinflussten oder einfach nebeneinanderexistierten.„Ich habe es immer geliebt, Programme zusammenzustellen,die fließend von einem Stück zumnächsten übergehen, und all diese Werke bedeutenmir viel“, sagt sie. „Indem ich sie hier für meinDebütalbum zusammenführe, zeige ich nicht nurmehr von mir als Musikerin, sondern teile auch diesehr unterschiedlichen Musikstile, mit denen ichaufgewachsen bin.“Frédéric Chopin spielt eine zentrale Rolle in JenebaKanneh-Masons Repertoire, und sie eröffnet dasAlbum mit seiner Klaviersonate Nr. 2 in b-Moll,Op. 35, einem seiner kraftvollsten Werke, das fürseine emotionale Tiefe und Dringlichkeit wie auchfür technische Brillanz berühmt ist. Es folgen dieNocturnes Op. 27, zwei kontrastierende Stücke, dieChopins Meisterschaft bei der Darstellung komplexerEmotionen in der Musik zeigen. „Diese Stückemüssen so klingen, als würden sie improvisiert“,verrät sie. „Ich musste die Noten bis ins kleinsteDetail verinnerlichen, damit ich beim Spielen frei binund sehen kann, was passiert.“Als drittjüngstes Mitglied der außergewöhnlichmusikalischen Familie Kanneh-Mason weiß die22-jährige Jeneba Kanneh-Mason instinktiv, wer sieals Musikerin ist. „Wir sind eine sehr eng verbundeneFamilie, und dennoch haben wir alle ganz individuellePersönlichkeiten“, erklärt sie. „Wir beeinflussenuns ständig gegenseitig, und ich habe viel vonmeinen Geschwistern gelernt – und lerne es immernoch. Wir haben alle unsere eigenen Stimmen,können uns aber jederzeit gegenseitig unterstützen.“TIPPMALAKOFFKowalski –„Songs With Words“MUSIKDer Komponist und Sänger Malakoff Kowalski kreiertgemeinsam mit seinen musikalischen Freunden IgorLevit, Chilly Gonzales und Johanna Summer eineneue, musikalisch-minimalistische Poesie.„Songs With Words“ – so heißt das neue Album von MalakoffKowalski zusammen mit Igor Levit, Johanna Summer undChilly Gonzales am Klavier, das am 21. März bei Sony Classicalerscheinen wird. Miniaturen klassischer Komponisten,gepaart mit gesungenen amerikanischen Gedichten vonAllen Ginsberg. In Anlehnung an Mendelssohns „Liederohne Worte“ stellt dieses außergewöhnliche Quartett eineneuartige Musik, womöglich eine gänzlich neue Gattung vor,wie sie weder in der Klassik noch im Jazz oder im Pop jemalszuvor in dieser Form entwickelt wurde.Im Begleitheft zum Album schreibt Kowalski, der in Berlinlebende deutsch-amerikanisch-persische Musiker und Komponist,lakonisch: „Zwölf neue Singer-Songwriter-Stücke sindes geworden, zusammengefügt aus Miniaturen von FrédéricChopin, Robert Schumann, Aram Khatschaturjan, MauriceRavel, Edvard Grieg, Amy Beach, Germaine Tailleferre, ClaudeDebussy und Gabriel Fauré. In einem aufwändigen Montage-Prozess über fünf Jahre entdeckte ich in Allen GinsbergsBeat-Lyrik zeitlose, verletzliche, dem Selbst zugewandteGedichte, die sich fast unverändert Silbe für Silbe, Zeile fürZeile, Vers für Vers zu Songtexten umdeuten ließen. Der leise,introspektive Gesang folgt hierbei strikt dem, was das Klavierin seinen Motiven und Themen vorgibt. Die Klavierwerkewiederum wurden bis auf wenige, unmerkliche Ausnahmenebenfalls in ihren unveränderten Urfassungen gespielt.“ Zuhören ist nun ein Song-Zyklus, der an entfernt Tom Waits, JimMorrison oder David Bowie erinnert – verknüpft mit Bill Evans,Kurt Weill oder Michel Legrand.“Dass Malakoff Kowalski mit Igor Levit, Johanna Summer undChilly Gonzales drei seiner engsten – nicht nur musikalischen– Freunde dafür gewinnen konnte, auf diesem Albumdas Klavier zu spielen, bezeichnet er als „großen Glücksfall“,um eine „gedankliche Studie in gegenständliche Musik zuverwandeln.“ Ein Glücksfall auch für uns!

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