10 STADTGESPRÄCH INTERVIEW GLORIA GLAMOUR: „Den ausgrenzenden Rassismus ...“ FOTO: KLAUS GRUBER PHOTOGRAPHY Wir sprachen mit der Berliner Dragqueen über Rassismus damals und heute. Wie hast du in deinem Leben schon Rassismus erlebt? Ich bin sehr gut behütet in einem Dorf bei Bonn aufgewachsen, umgeben von Akademikern, da gab es eher eine Form des positiven Rassismus; Es galt als toll, Menschen mit anderen Hintergründen im Freundeskreis zu haben. Den ausgrenzenden Rassismus habe ich erst später erlebt, als ich eine Wohnung gesucht habe. Wie das? Der Makler öffnete die Türe, sah mich und sagte: Die Wohnung ist vergeben. Ich habe das erst gar nicht auf mich bezogen, doch Freunde machten mich darauf aufmerksam, dass, wenn die Wohnung vergeben gewesen wäre, man mich erst gar nicht eingeladen hätte. Mein Nachname ist sehr deutsch, womöglich hat der Makler einen anderen Menschen erwartet. Sehr deutscher Nachname, hm, das klingt ja, als ob du auch den Gedanken deutsch = weiß hast. Hm, ganz frei bin auch ich nicht davon. Man erwartet bei Schmidt, Maier, Müller tatsächlich einen Weißen. Als Gloria Glamour sagst du gerne, dass du eine Diva mit schwarzem Humor bist. Ein absichtliches Wortspiel? Ich meine das Schwarzhumorige eines Kabarettisten. Das Wortspiel ist aber in der Tat entstanden, weil ich die heutige Form der Political Correctness erschütternd finde. Ich finde sie mitunter ausgrenzender als früher. PoC, People of Colour: Da wird mir als VERMEINTLICH Betroffener gesagt, wie ich mich zu nennen habe. „Farbiger“ ist nun politisch inkorrekt, es werden immer neue Termini erschaffen, die die Leute verunsichern, das wirkt mitunter ausgrenzend, weil die Leute gar nicht wissen, wie man ins Gespräch kommen kann, ohne einen Fehler zu machen. Im Waldschlösschen hatte ich einen Workshop gegeben: „Schwarz, schwul und auch noch Drag?!“, da kam ein „überprivilegierter“ Cis-Mann rein – er betonte das immerzu –, der mich darauf ansprach, dass ich mich ja hier sehr unwohl fühlen müsse unter all den „Hellhäutigen“. Die Wörter „überprivilegierter“ und „Hellhäutigen“ haben mich furchtbar aufgeregt. Und ob es okay sei, dass er Tunnel-Piercings im Ohr hat ... Wegen kultureller Aneignung. Da habe ich gesagt: Solche Gedanken hatten wir schon vor achtzig Jahren! Unter dem Deckmäntelchen der Political Correctness hat er mich rassistisch ausgegrenzt. Was würdest du dir denn wünschen? Dass man Hautfarben gar nicht mehr thematisiert. Die Gloria ist ein Mensch, Ende. Man sagt ja auch die Schuhgröße eines Menschen dazu ... Aber ich bin selber nicht frei von Vorurteilen: Ich saß in einer Eckkneipe mit einem jungen Mann mit extremem Berliner Dialekt, aufgewachsen war er in der DDR. Ich frug ihn, wie er heißt, er hatte meine Hautfarbe. Er sagte, er heiße wie Glenn Miller, nur mit ü. Ich sagte dann: „Glünn ist aber ein komischer Vorname.“ Ich konnte mir also selbst nicht vorstellen, dass jemand Müller heißt mit dieser Hautfarbe. *Interview: Michael Rädel gloriaglamour.com
COMEBACK Marcia Barrett: „Survival“ STADTGESPRÄCH 11 Zwischen 1976 bis 1986 war sie eine der Sängerinnen DER Disco-Pop-Formation aus Deutschland: Boney M. Nach der Bandtrennung nahm Marcia Barrett in den 1990ern ein Soloalbum auf, doch die Veröffentlichung musste warten. Denn das musikalische Projekt, das schon 1990 zusammen mit Ehemann Marcus James begonnen wurde, trat in den Hintergrund, als Marcia Barrett die Diagnose Krebs bekam. Gleich zweimal musste die Künstlerin gegen die Krankheit ankämpfen. 1997 dann konnte das Projekt – inzwischen stand der Name fest: „Survival“ – zusammen mit dem US- Producer Scott Christina beendet werden. Doch erst 1999, im selben Jahr stürmte ein Boney-M.-Remix die Charts („Ma Baker“ mit SASH!), wurde es veröffentlicht, allerdings nicht überall und ohne viel Promotion. Das ist jetzt 2021 anders, im Juni wurde „Survival“ von Marcia Barrett als Expanded Edition weltweit digital veröffentlicht, mit Bonustracks und einem Remix. Unsere Anspieltipps sind „Only the Strong Survive“, „Sugar Sugar“, „I Don’t Know Why“ und „Missing Your Water“. In ihrer Zeit mit Boney M. landete sie Charthits wie „Daddy Cool“, „Felicidad (Margherita)“, „Gotta Go Home“, „Kalimba De Luna“ und „Rivers of Babylon“. Marcia sang beim meist mehrstimmigen Projekt Boney M. auch bei zwei Nummer-eins-Hits die Lead Vocals: „We Kill the World (Don’t Kill the World)“ (1981 Platz 1 in Südafrika) und „Belfast“ (1977 Platz 1 in Deutschland). Aktuell ist Marcia Barrett erneut hoch in den Charts: Durch eine TikTok-Kampagne wurde ein Remix von Boney M.s „Rasputin“ zusammen mit MAJESTIC wieder zum Erfolg. *rä Für dich da! MediosApotheke Oranienburger Tor Friedrichstraße 113a, 10117 Berlin T (030) 283 35 30 MediosApotheke Hackescher Markt Rosenthaler Straße 46/47, 10178 Berlin T (030) 282 78 76 info@mediosapotheke.de mediosapotheke.de Inh. Anike Oleski e. Kfr.
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