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blu August 2018

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GESUNDHEIT Bequem von

GESUNDHEIT Bequem von der Couch aus sicher sein FOTO: GEMEINFREI /CC0 HIV Der SELBSTTEST kommt! „Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein beim Kampf gegen Aids. Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden.“ Gesundheitsminister Jens Spahn (kleines Bild) Anfang Juni platzte die Bombe. Nach Jahren des Zögerns und Zauderns wird ab Herbst in Deutschland möglich sein, was bereits in vielen anderen Ländern erfolgreich praktiziert wird: der HIV-Selbsttest für zu Hause. Selbst Aidshilfen und HIV-Aktivisten haderten lange. Sind die Tests überhaupt zuverlässig, wenn von Laien angewandt? Was passiert, wenn der Test positiv ausfällt? Werden sich Menschen eventuell etwas antun, weil der Schock zu groß ist? Die Aufklärung über HIV als gut behandelbare chronische Infektion wird von Medizin und Selbsthilfegruppen aber inzwischen als hoch genug eingeschätzt, die Anwendungssicherheit der Tests ist inzwischen gewährleistet. Es überwiegen die Vorteile einer selbstbestimmten, komplett anonymen Möglichkeit, seinen eigenen HIV-Status zu überprüfen, ohne sich vor Ärzten oder Mitarbeitern der Präventionszentren outen zu müssen. In Deutschland leben nach Schätzungen des Robert Koch- Instituts etwa 12.700 Menschen mit HIV, ohne es zu wissen. Trotz massiver Testkampagnen sind diese bisher nicht erreicht worden. Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe: „Die Einführung des HIV-Selbsttests ist ein wichtiger Fortschritt. Sie wird dazu beitragen, dass mehr Menschen möglichst früh von ihrer HIV-Infektion erfahren und eine Therapie in Anspruch nehmen können. Das verhindert Aids-Erkrankungen und weitere HIV-Übertragungen. Heute ist klar: Je früher man von seiner HIV-Infektion erfährt, desto besser.“ Begleitende (anonyme) Beratung durch Angebote der Aidshilfen ist persönlich, telefonisch und per E-Mail sowie für schwule Männer auch im Live-Chat auf www.iwwit.de möglich. *ck FOTO: TEAM SPAHN

GESUNDHEIT FORSCHUNG Genschere aus Hamburg Bereits seit 2005 forschen Wissenschaftler am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg an einer revolutionären Methode, das HI-Virus mittels einer molekularen Genschere aus dem Körper „zu schneiden“. An Mäusen hat das bereits funktioniert. Um Studien am Menschen vornehmen zu können, werden hohe Summen an Geldern benötigt. Zwei Jahre klapperte das Team um Professor Joachim Hauber die Pharmaunternehmen ab. Erfolglos. Eine Heilung von HIV scheint dort keine Top-Priorität zu haben – die Stärkung des Wissenschaftsstandortes Deutschland durch die weltweit erste Gentherapie gegen HIV auch nicht. HIV & STI S.A.M. – Mach es dir selbst! Noch umfangreicher als der HIV-Heimtest wird in Kürze das Angebot der Münchner Aids-Hilfe, Deutschen AIDS-Hilfe, ViiV Healthcare und des Labors Lademannbogen in Hamburg sein. In einem online- und handybasierten Abosystem kannst du dich für jeweils 32 Euro alle drei, sechs oder zwölf Monate auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonokokken (Tripper) selbst testen. Und das ganz bequem zu Hause auf der Couch, im Bett oder wo dir sonst so danach ist. Anschließend den Einsendetest in den Briefkasten werfen und auf die Ergebnisse auf deinem Smartphone warten. Wir haben die technische Seite von S.A.M. schon ausprobieren dürfen – und sind begeistert. Es ist wirklich einfach und unkompliziert. Über die Webseite www.samtest.de meldest du dich an und musst dich dann zur Registrierungsbestätigung nur einmal in einem persönlichen Gespräch bei einem S.A.M.- Partner-Checkpoint registrieren (vorerst leider ausschließlich in München, Regensburg und Nürnberg, ab 2019 voraussichtlich aber bundesweit). Ab dann bekommst du das Testkit so lange du möchtest und im gewählten Intervall automatisch nach Hause geschickt. Besonders für Menschen außerhalb der Großstädte oder in Städten, in denen die Tests unverhältnismäßig teuer sind, schließt „S.A.M – Mein Heimtest“ eine klaffende Versorgungslücke. Selbst für Nutzer der PrEP, denen die regelmäßige Kontrolle auf sexuell übertragbare Krankheiten besonders empfohlen wird, tut sich hier eine neue, günstige Methode auf. *ck www.samtest.de Nun ist der rot-grüne Senat in die Bresche gesprungen und hat 3 Millionen Euro zur Gründung der Provirex GmbH bereitgestellt, weitere 5,9 Millionen Euro steuert der Bund zu. Das Team kann so eine Machbarkeitsuntersuchung an acht ausgewählten Patienten vornehmen und herausfinden, ob die Methode überhaupt funktioniert und verträglich ist, denn sie ist völliges Neuland. Für den Laien erklärt: Aus dem Blut des Patienten werden Stammzellen entnommen. In diese wird über eine sogenannte Genfähre der Bauplan für eine molekulare Schere mit der Bezeichnung „Brec 1“ eingebaut. Zusätzlich wird in den Zellen genetisch ein Rezeptor/Schalter programmiert, der „Brec 1“ dann aktiviert, wenn HI- Viren vorhanden sind. Die Stammzellen werden dem Patienten gespritzt, diese vermehren sich im Blut und produzieren „Brec 1“, wenn HI-Viren im Blut sind. „Brec 1“ schneidet deren genetische Informationen aus den befallenen Zellen – der Patient könnte geheilt sein. *ck Info HPV-IMPFUNG Humane Papillomviren (HPV) sind die am häufigsten beim Sex übertragenden Viren auf der Welt. Sie verursachen eine ganze Reihe von Symptomen, unter anderem können sie bei Frauen zu Gebärmutterhalskrebs führen, weshalb eine Impfung empfohlen ist. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) fordern schon seit 2016 eine zusätzliche Impfempfehlung für Jungen, da HPV auch bei ihnen Kopf-, Hals-, Analund Peniskarzinome bilden kann. Das Robert Koch-Institut kündigte an, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) noch in diesem Jahr eine Impfempfehlung herausgeben will. HIV-IMPFUNG Die weltweite Forschung an einem Impfstoff gegen HIV macht weiter Fortschritte. Aufbauend auf dem bisher erfolgreichsten Wirkstoff von Sanofi-Pasteur, der in Thailand von 2003 bis 2009 die Phase 3 (Test an größeren Gruppen von Menschen) durchlief, ist der neue, sogenannte Mosaik-Impfstoff (eine Wirkstoff-Kombination auf Basis verschiedener weltweit existierender HIV-Varianten) in seiner Wirksamkeit mehr als doppelt so hoch wie der Original-Impfstoff. In Zahlen: Die Schutzwirkung liegt statt 31 Prozent nun bei 67 Prozent. Allerdings letzteres bisher nur bei Affen. Bis 2021 soll eine schon laufende weitere Studie die Ergebnisse am Menschen überprüfen.

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blu, hinnerk, gab, rik, Leo – die Magazine der blu Mediengruppe erscheinen monatlich in den Metropolen Deutschlands. Die nationale Reichweite der Magazine ermöglicht den reisefreudigen Lesern Zugriff auf alle Informationen immer und überall. Themenschwerpunkte sind neben der regionalen queeren Szene, Kultur, Wellness, Design, Mode und Reise. Unsere Titel sind mit der lokalen Community jahrzehntelang gewachsen und eng verbunden, was durch Medienpartnerschaften mit den CSD-Paraden in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt sowie zahlreiche Kooperationen, wie der Christmas Avenue in Köln, seinen Ausdruck findet.